Ein Zollbeamter hält in den Räumen der Zollfahndung am Düsseldorfer Flughafen Pillen zum Muskelaufbau in der Hand.

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Wien – Es war eine frühe Glocke, an die im März der damalige Finanzstaatssekretär Hubert Fuchs (FPÖ) einen Zollfahndungserfolg hängte. Im Juli 2018 waren am Flughafen Schwechat Dopingpräparate sichergestellt worden, die aus Indien nach Wien geschmuggelt und über einen heimischen Versanddienstleister verteilt werden sollten – an andere Paketshops, aber auch an Privatabnehmer und Unternehmer in Bulgarien, Tschechien, Dänemark, Estland, Finnland, Griechenland, Polen und Großbritannien. Wert der 362.500 Tabletten und Ampullen: 478.860 Euro.

Recherchen beim – nicht eingeweihten – Versanddienstleister ergaben, dass die Schmuggler zuvor 22-mal Erfolg gehabt hatten. So waren bereits mehr als 20 Tonnen Dopingmittel im Wert von 23 Millionen Euro eingeschmuggelt und in der EU verteilt worden.

Sicherstellung

Eine weitere Sicherstellung gelang dem Zoll im Herbst, dabei wurden 600 Kilogramm Dopingpräparate abgefangen. Ein Brite wurde als Drahtzieher eruiert und in Slowenien verhaftet.

Europol und die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) wurden miteinbezogen. Also: große Glocke. Wie Europol am Montag bekanntgab, wurden im Rahmen der "Operation Viribus" 234 Personen festgenommen und 3,8 Millionen Dopingpräparate sowie gefälschte Arzneimittel aus dem Verkehr gezogen. Die Operation, laut Europol dis bis dato größte in diesem Bereich, wurde in 23 EU-Staaten und zehn anderen Ländern durchgeführt. Laut Wada wurden 17 organisierte kriminellen Gruppen zerschlagen. Neun Untergrundlabors wurden geschlossen und fast 24 Tonnen allein an Rohsteroidpulver sichergestellt.

Die Dopingmittel sollten, wie der STANDARD erfuhr, zumindest in Österreich nur im Hobbysportbereich zum Einsatz kommen. Es sei, heißt es, "kein Endabnehmer im Spitzensport" bekannt.

Ex-ÖSV-Coach enthaftet

Die "Operation Aderlass", bei der Nordischen Ski-WM lanciert, ist anders gelagert. Der Ex-ÖSV-Langlauftrainer Gerald H. wurde nun nach sechs Wochen aus der U-Haft entlassen. Er machte laut Staatsanwaltschaft letztlich "umfangreiche Angaben". H. hatte ab 2005 auch dem Alpinrennläufer Hannes Reichelt Trainingspläne geschrieben. Reichelt beteuerte, er habe mit Doping nichts am Hut. Leise Glocke. (fri, APA, 9.7.2019)