Manche können sich noch erinnern: Da war einmal ein Trend, der Männern wie Frauen den Kopf verdrehte. Die Dauerwelle verwandelte in den 1980er-Jahren ganz normale Menschen in ganz normale Pudel: Feines Schnittlauchhaar wurde zum Minipli (Nicole Kidman, Kai Pflaume), auf dem Kopf eines Thomas Anders geriet die Wallemähne zum Lockenteppich.

Irgendwann aber war die große Begeisterung vorbei. Nur wenige Standhafte hielten der Dauerwelle die Treue. Sie galten als gekräuselte Sonderlinge, die an der Vergangenheit festhielten. Der deutsche Fußballspieler Rudi Völler, der mit einem kleingelockten Vokuhila 1990 Fußballweltmeister wurde: Warum sollte er die glückbringende Frisur gegen eine andere eintauschen? Und Schlagermann Wolfgang Petry? Dessen CDs verkauften sich selbst noch in den Nullerjahren, als seine Lockenmähne Plattencover ("Kein Grund zur Panik") ausfüllte.

Jetzt aber ist wieder alles anders. Das führt die dritte Staffel der Netflix-Serie "Stranger Things" vor. Da geht ohne Dauerwelle gar nichts. Hauptdarstellerin Millie Bobby Brown alias Eleven knutscht neuerdings mit ihrem blassen, schlaksigen Boyfriend herum.

Eleven trägt die lockigen Haare jetzt schulterlang.
Foto: Netflix

Die Haare fallen ihr dabei nun lose auf die Schultern. Sie erinnern an die Locken von Jennifer Grey alias "Baby" in "Dirty Dancing". Wer hätte sich diese Verwandlung vorstellen können, als Eleven in der ersten Staffel mit einem Pixie auf dem Bildschirm auftauchte?

Der Dauerwellen-Dreier in "Dirty Dancing".
Movieclips

Die 80er-Jahre-Begeisterung geht in "Stranger Things" sogar so weit, dass ein Wiedergänger von "Baywatch"-Retter David Hasselhoff am Beckenrand des städtischen Freibads auftaucht: Billy ist nicht nur braungebrannt und gut gebaut, er trägt Dauerwelle und Oberlippenbart mit einer solchen Selbstverständlichkeit zur Schau, dass die Frauen am Beckenrand auf ihren Liegestühlen kleben bleiben.

Billys Lockenpracht, eines der modischen Highlights in "Stranger Things".
Was wäre Baywatch ohne den gelockten Mitch Buchannon gewesen?
Baywatch

Das Comeback der Wellen kommt nicht von ungefähr. In der Mode sind lockige Models wie Mica Argañaraz schon länger gut im Geschäft. Die Argentinierin wird von der Website models.com in der Kategorie "Ikone" geführt. Daran dürfte ihr gestufter Lockenkopf nicht ganz unschuldig sein.

Neue Wellen: Das argentinische Model Mica Argañaraz auf dem Laufsteg von Saint Laurent.
Foto: APA/AFP/KYLE GRILLOT
"Where Does My Heart Beat Now?": Zu Musik von Céline Dion passt noch immer eine dramatische Dauerwelle am besten.
CelineDionVEVO

Fehlt nun eigentlich nur noch, dass Céline Dion sich ihrer Anfänge besinnt. Anfang der 1990er-Jahre trug sie eine dramatisch gelockte Dauerwelle. Die würde noch heute verdammt gut zu ihren Bühnenauftritten passen. (Anne Feldkamp, 11.7.2019)