Die mehrstöckigen Hochregallager, in dem das ÖBB-Stückgut umgeschlagen wird, sind Teil des Problems von Q-Logistics. Moderne Lager sind zu ebener Erd.

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So hübsch, wie die ÖBB-Führung vermeint, dürfte die Braut doch (noch) nicht sein: Der Andrang an Kaufinteressenten für den Dauerverlustbringer Q-Logistics hält sich dem Vernehmen nach in Grenzen. An die zehn Unternehmen hätten bei der von Wirtschaftsprüfer KPMG koordinierten Käufersuche Interesse am ÖBB-Stückgutbereich gezeigt. Fünf bis sechs von ihnen hätten sogenannte "non-binding bids" abgegeben, also unverbindliche Kaufofferte, hat DER STANDARD von mit der Materie vertrauten Insidern erfahren.

Das stimmt zuversichtlich. Allerdings, warnen mit der Materie vertraute ÖBB-Auskenner, sei kein ernstzunehmender Logistik- oder Transportkonzern unter den Interessenten, dem man Sanierung und Übernahme der mit 1200 Beschäftigten nicht gerade unterbesetzten Dauerbaustelle zutrauen könne, zumal es sich um teilweise unkündbare, jedenfalls aber mit erhöhtem Kündigungsschutz ausgestattete ÖBB-Dienstnehmer handele.

Verbindliches Angebot

Ob und wer von diesen Interessenten im September ein verbindliches Angebot abgeben wird, steht deshalb in den Sternen. Denn sie erhalten nun Einblick in die Bücher, der bis zum Vorjahr in einem glücklosen Joint Venture mit Quehenberger (daher der Name Q-Logistics) geparkten und mit Geldern aus der überwiegend öffentlich finanzierten Staatsbahn am Laufen gehaltenen Stückgut-Tochter.

Die ÖBB korrigiert diese Informationen umgehend: Von zehn allgemeinen Interessenbekundungen hätten fünf bis sechs unverbindliche Offerte abgegeben. "Unter ihnen auch namhafte Player der Logistikbranche", wie ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder versichert. Doch wie stark das Interesse auch sein mag: Einen "positiven Kaufpreis" erwartet die ÖBB-Führung aus dem neuerlichen Verkaufsversuch nicht. Eher ist in Eigentümerkreisen von einem "AUA-Schicksal" die Rede.

Mitgift

Das heißt auf gut Deutsch: Die ÖBB – und damit letztlich der Bund – wird Millionen losschlagen müssen, um die Q-Log überhaupt an den Mann zu bringen. Denn bei der nun folgenden Einschau in die Bücher wird offengelegt, dass die notwendige Infrastruktur großteils nicht der Q-Log gehört, sondern von der ÖBB-Infrastruktur angemietet werden muss. Auch administrative Services wie Personal- und Lohnverrechnung werden von der Konzernmutter ÖBB bezogen – nicht zum vorteilhaftesten Preis, wie langjährige Mitarbeiter kritisieren. Dieser Umstand hatte stets für Zwist im früheren Eigentümerbündnis gesorgt, weil so die ÖBB an ihrem notorischen Defizitbringer verdiente.

Über all das wird der ÖBB-Holding-Aufsichtsrat heute, Mittwoch, informiert. Er muss sich auf weiteren Mittelabfluss einstellen: Die reservierten 4,6 Millionen Euro an liquiden Mitteln für den laufenden Betrieb werden nicht reichen, Insider taxieren den Bedarf auf rund 30 Millionen Euro. In der Bilanz 2018 wurde Q-Log bereits aufgehübscht: Der Firmenwert wurde um 27 Millionen Euro (IFRS) wertberichtigt, und acht Millionen wurden eingeschossen. (Luise Ungerboeck, 10.7.2019)