So soll es in der Wiener Mariahilfer Straße nicht mehr lange aussehen. Die Signa-Gruppe verspricht: Wien soll Berlin werden, jedenfalls wenn es nach seinen Kaufhäusern geht.

Foto: Leiner

Ganz oben ist es leer. Das mit weißen Steinfliesen und rosa Stuccolustro ausgekleidete Penthouse auf dem Dach des Wiener Kaufhauses Leiner, mit Blick auf Museumsquartier und Wiener Innenstadt, ist seit dem Auszug der langjährigen Leiner-Besitzer, Herbert und Friederike Koch (geborene Leiner), verwaist. Am Dienstag lud René Benkos Signa Holding, die den Flagshipstore in der Mariahilfer Straße Ende 2017 nicht ohne Hintergedanken um 60 Millionen Euro erworben hatte, zum Pressegespräch ins ehemalige Koch-Wohnzimmer.

Dass die Leiner-Filiale in ein Luxuskaufhaus verwandelt werden soll, ist bereits seit April bekannt. Nun lüftete die Signa den aktuellen Planungsstatus: Spätestens Mitte 2021 soll das Möbelkaufhaus endgültig ausgezogen sein. Dann starten die Abbruch- und Neubauarbeiten auf dem rund 7.500 Quadratmeter großen Grundstück an der Ecke Mariahilfer Straße und Karl-Schweighofer-Gasse. Ende 2023 soll an dieser Stelle ein Premium-Kaufhaus nach dem Vorbild des Berliner KaDeWe beziehungsweise des Hamburger Alsterhauses eröffnet werden.

Hotel und Warenhaus

Geplant sind ein Warenhaus mit 24.000 Quadratmeter Nutzfläche, ein Hotel mit 150 bis 165 Zimmern (10.000 bis 12.000 Quadratmeter) sowie Gastro- und Retailflächen im Ausmaß von weiteren 3.000 Quadratmetern. Auch Jungdesigner und Start-up-Labels sollen unterkommen. Nach Auskunft von Christoph Stadlhuber, Chef der Signa Prime Selection AG, soll das verbaute Volumen in Summe knapp unter dem jetzigen liegen.

"In vielen Metropolen auf der ganzen Welt gibt es Luxuskaufhäuser wie das Berliner KaDeWe", so Stadlhuber. "In Wien ist diese Kultur, nachdem sich die meisten dieser Warenhäuser in jüdischer Hand befunden hatten, leider auf einen Schlag ausradiert worden. Nun wollen wir auch in Wien ein solches Haus mit internationalem Charakter etablieren." Der Name steht noch nicht fest. Nur so viel will man bei Signa bereits wissen: "Es wird eine Landmark werden." Und dazu hat sie vor zwei Monaten ein mehrstufiges Wettbewerbsverfahren mit vier renommierten europäischen Büros gestartet.

Zu diesen Architekturbüros zählen das niederländische OMA (Office for Metropolitan Architecture) rund um Rem Koolhaas, der gerade (bei laufendem Betrieb) das Berliner KaDeWe saniert, der dänische Shootingstar Bjarke Ingels, der kürzlich die Galeries Lafayette an den Pariser Champs-Élysées fertigstellte, das norwegische Büro Snøhetta (Opernhaus Oslo, Swarovski-Manufaktur in Wattens) sowie der deutsche Designer und Architekt Hadi Teherani.

"An Glanz verloren"

"Das Projekt hat auch die Aufgabe, die Mariahilfer Straße, die in den letzten Jahrzehnten etwas an Glanz verloren hat, wieder aufzuwerten", sagt die Juryvorsitzende Elke Delugan-Meissl. "Wir wollen, dass das neue Kaufhaus das Thema Retail neu denkt, dass es konsumfreie Zonen beinhaltet und nach Möglichkeit eine öffentliche Querverbindung zum Museumsquartier schafft. Es sind gute Architekten eingeladen, die auf sehr hohem Niveau daran arbeiten." Im Oktober soll der Sieger feststehen.

Für Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne), der ebenfalls der Jury angehört, ist wichtig, dass das neue Gebäude einen Beitrag zum ökologischen, klimagerechten Bauen leistet: "Wir denken an eine begrünte, öffentlich zugängliche Dachlandschaft und an eine Mobilitätsstation mit Carsharing, Lastenrädern und E-Ladestationen." Das Projekt solle dem Bezirk einen Impuls geben und einen kreativen Transformationsprozess in Gang setzen.

Die Kosten für den Neubau beziffert die Signa mit rund 300 bis 400 Millionen Euro. Für das aktuell umsatzstärkste Wiener Möbelkaufhaus der Kika/Leiner-Gruppe wird nach einem weniger zentralen, "aber doch innerstädtischen" Ersatzstandort gesucht. Erst 2018 wurden vier Kika/Leiner-Standorte in Innsbruck, Wr. Neustadt, Vösendorf und Spittal/Drau im Zuge von Sparplänen geschlossen. (Wojciech Czaja, 10.7.2019)