Taliban-Sprecher Sohail Shaheen bei den Gesprächen in Doha.

Foto: APA/AFP/KARIM JAAFAR

Kabul/Doha – Zum Abschluss der Verhandlungen zwischen den Taliban und Vertretern der afghanischen Zivilgesellschaft im katarischen Doha gaben sich die Teilnehmer optimistisch: "Die Konferenz hat uns geholfen, einander besser zu verstehen", sagte der Chef der Behörde für lokale Regierungsführung, Matin Bek, vor seiner Heimreise.

US-Sondergesandter Zalmay Khalilzad veröffentlichte auf Twitter eine englische Übersetzung der in Doha erzielten Übereinkunft. Dort ist zu lesen, dass sich die Parteien darauf geeinigt hätten, Frauen die Aufrechterhaltung ihrer Rechte in den Bereichen Soziales, Wirtschaft, Bildung und Kultur "im Rahmen der islamischen Werte" zuzusichern – ohne diesen Rahmen näher zu erläutern.

In der Version des Dokuments auf Paschtu, der Sprache, die die meisten Taliban verwenden, fehlt dieser Passus hingegen, in der Mehrheitssprache Dari/Persisch ist sie wieder enthalten.

Im Gegenzug steht in der Paschtu-Version, dass sich die Teilnehmer auf einen Abzug ausländischer Truppen geeinigt hätten, was die Taliban zur Bedingung für weitere Gespräche gemacht haben. Dieser Punkt fehlt in der englischen Variante.

Paschtu-Version soll Original sein

Taliban-Sprecher Sohail Shaheen erklärte gegenüber Radio Free Europe, das Abschlussdokument sei im Original auf Paschtu verfasst worden, bei den anderen Varianten handle es sich um Übersetzungen dieses Papiers.

In allen Sprachversionen steht, dass sich die Verhandlungsteilnehmer darauf geeinigt haben, die Zahl ziviler Opfer reduzieren zu wollen und dass Angriffe auf Krankenhäuser, Schulen und kritische Infrastruktur wie Staudämme zu vermeiden sind. Man werde sich bemühen, in veröffentlichten Erklärungen respektvoll miteinander umzugehen, alte und kranke Gefangene sollen ohne Vorbedingungen freigelassen werden.

Die Kampfhandlungen in Afghanistan gingen auch am Dienstag weiter. Taliban-Kämpfer überfielen einen Militärstützpunkt in Kundus und töteten dabei mindestens 15 Soldaten. In der Stadt Ghazni detonierte vor einem Regierungsgebäude eine Autobombe, 14 Menschen starben, über hundert wurden verletzt. Bei einem Luftangriff in der Stadt Pul-e Khumri starben mindestens sieben Zivilisten, unter ihnen sechs Kinder. (red, APA, dpa, 10.7.2019)