Muntere Show, gute Stimme: Jamie Cullum

APA

In der Wiener Staatsoper ist der Sound an diesem Abend in gediegener Form. Er transportiert die hitzigen, zwischen Rhythm'n' Blues, Rock, Soul und ein bisschen Funk angelegte Retromomente sehr passabel. Die Kompositionen im alten Stil sind dabei aber neu – Jamie Cullum hat sie geschrieben. Und Titel wie "Taller" (auch der Titel der neuen CD) verfügen sogar über Hitpotenzial und zeigen, dass Cullum ein Gefühl für markante Hooklines hat und für Arrangements, die eine kontrastreiche Songdramaturgie erlauben, die vom Sanften gerne bis ins Hitzige aufsteigt. Deshalb: Alles wirkt irgendwie charmant zeitlos.

Keine Durchhänger

Im Wesentlichen ist der Junge aber ein quirliger Bühnenzampano, der exaltiert umherschwirrt und seine Substanz als markanter Sänger nicht durch die Choreografie beschädigt. Also: Das Ganze ist in Summe professionell durchgestaltet. Der Abend verfügt über einen eleganten Bogen, hat keinen Durchhänger. Und wenn Cullum am Klavier intime Stimmung kreiert, sind es einfach atmosphärisch nette Ruhemomente.

Subtiler Sänger

Die zugehörigen Songs wirken dabei nicht immer grandios. Sie werden jedoch durch den Performer aufgewertet, der auch Ausflüge ins alte Repertoire unternimmt. "What a Diff'rence a Day Made" oder "Just a Gigolo" präsentieren Cullum ebenfalls als subtilen Vokalisten.

Ja, Beatboxen kann Cullum auch, er setzt das Klavier sogar perkussiv ein. Ist zwar nur so etwas wie ein Gag. Aber er zeigt, dass Jamie ein vielseitiger Junge ist. Wer weiß, wohin er sich noch entwickelt. (Ljubisa Tosic, 10.7.2019)