2014 erzielte Maria Lassnigs "Der Wald" 491.000 Euro.

Foto: Dorotheum

Seit Monaten hatten es die Spatzen vom Gesims des Möbelhauses in der Mariahilfer Straße gepfiffen, nun ist der Einsatz der Abrissbirne gewiss. Für das von René Benkos Signa Holding geplante Luxuskaufhaus muss das Leiner-Gebäude einem Neubau weichen, die Eröffnung sei Ende 2023 geplant, wie man am Dienstag vor Ort informierte: im Wohnzimmer des Penthouse, aus dem die Ex-Leiner-Eigentümer jüngst ausziehen mussten.

Der Ausblick über die Wiener Innenstadt ist ein beeindruckender. Nachvollziehbar, dass Friederike und Herbert Koch stets am Erhalt dieses Panoramas gelegen war. Wer will da schon einen Störfaktor vor die Nase gesetzt bekommen, etwa einen 67 Meter hohen Turm, wie ihn das Architekturbüro Ortner & Ortner ursprünglich für das Museumsquartier vorgesehen hatte. Der sogenannte Leseturm wurde nie umgesetzt, selbst die vorgeschlagene "Kürzung" auf 57 Meter fand keine Fürsprecher.

Totengräber

Wer die Totengräber dieses architektonischen Wahrzeichens waren? Neben zahlreichen Bürgerinitiativen und Prominenten hatte vor allem die Kronen Zeitung massiv gegen die Verschandelung gewettert, bis die Verantwortlichen der Stadtregierung schließlich kniffen. Dichands Feldzug habe wie ein Rasenmäher funktioniert, gestand Herbert Koch Jahre später. Ein bisserl Stolz schwang da schon mit. Schließlich wurden ja auch Mumok und Leopold-Museum im MQ niedriger als geplant.

"Man muss wissen, wie man seinen Einfluss geltend machen kann", gab er einem STANDARD-Redakteur damals mit auf den Weg. Was damit gemeint war? Die Kika-Leiner-Gruppe soll zu jener Zeit der zweitgrößte Inserent der Kronen Zeitung gewesen sein.

Für einige Jahre konnten die Kochs den Ausblick noch genießen. Der Verkauf der Möbelkette samt der Liegenschaft an die Steinhoff-Gruppe 2013 war der Anfang vom Ende. Auch für die Kunstsammlung, die das Penthouse einst zierte und sich als steueroptimierte Sachanlage des Unternehmens entpuppte. Sie wurde 2014 über das Dorotheum versteigert, darunter Arbeiten von Markus Prachensky, Hermann Nitsch, Jörg Immendorf oder auch Martin Kippenbergers Fred the Frog (873.000) und Maria Lassnigs Der Wald (491.000 Euro). Dem Vernehmen nach soll Herbert Koch damals das eine oder andere Werk zurückersteigert haben.

Sommerrefugium

Ob diese jetzt das Sommerrefugium in Pörtschach zieren, ist unbekannt. Ende 2009 hatte Friederike Koch das letzte private Seegrundstück am Wörthersee samt Villa für einen Schnäppchenpreis von sieben Millionen Euro erworben. Verkäufer war eine Tochtergesellschaft der notverstaatlichten Hypo-Alpe-Adria-Bank. Herbert Koch war nicht nur deren langjähriger Aufsichtsratschef, sondern gehörte auch der Investorengruppe an, die beim Verkauf an die BayernLB 150 Millionen Euro Gewinn einstreifte. (Olga Kronsteiner, 10.7.2019)