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Zerstörte Liegestühle am Strand eines Hotels auf der Halbinsel Chalkidiki.

Foto: REUTERS/Iona Serrapica

Athen– Ein heftiges Unwetter im Norden Griechenlands hat in der Nacht auf Donnerstag mindestens sieben Menschen das Leben gekostet. Nach Behördenangaben wurden mehr als 60 Menschen verletzt. Die Feuerwehr sprach von stürmischem Wind und starkem Regenfall in der Region. Die ersten bekannten sechs Todesopfer waren Touristen, berichtete der Sender ERT unter Berufung auf den Zivilschutz und die Polizei. Im Laufe des Tages wurde schließlich die Leiche eines vermissten Fischers gefunden.

Von dem Unwetter betroffen war vor allem die bei Feriengästen beliebte Halbinsel Chalkidiki. Eine Frau aus Rumänien und ihre Tochter wurden den Angaben zufolge vom abgerissenen Dach einer Taverne erschlagen. Ein umstürzender Baum erschlug einen Russen und dessen zweijährigen Sohn. Ein Mann aus Tschechien wiederum starb in seinem Wohnmobil, das von Sturmböen erfasst wurde und sich mehrfach überschlug. Seine Frau erlag ihren Verletzungen in einem Gesundheitszentrum, berichtete ERT.

Beitrag von Euronews über den Sturm.
euronews (in English)

Ausmaß der Katastrophe

Weiter östlich im Ort Nea Plagia kamen eine rumänische Touristin und ihr Sohn ums Leben, als das Vordach einer Taverne einbrach. Der etwa sieben- oder achtjährige Bub sei von einer Sturmböe erfasst und gegen die Fensterscheibe des Restaurants geworfen worden, berichteten Augenzeugen. Die Menschen hatten unter dem Tavernendach Schutz gesucht; Bilder des nordgriechischen Nachrichtenportals thestival.gr zeigen mit Überschwemmungen, eingestürzten Dächern und umgeknickten Bäumen das Ausmaß der Katastrophe im gesamten Ort.

Nur 20 Kilometer weiter südöstlich, im Ort Nea Potidea am sogenannten ersten Finger der Halbinsel Chalkidiki, kamen ein russischer Tourist und sein zweijähriger Sohn ums Leben, als ein Baum umstürzte. Das Dorf sieht aus, als habe es ein schweres Erdbeben gegeben.

Zwei Wirbelstürme

Augenzeugen und Anrainer stimmen überein, dass sie Vergleichbares noch nie erlebt haben. Griechische Meteorologen sprechen von zwei Wirbelstürmen, die über die Region hinweg fegten. "Wir wussten, dass es einen schweren Sturm geben würde, und es gab auch entsprechende Warnmeldungen; aber wir konnten nicht vorhersagen, wo genau das Unwetter zuschlägt", sagte Efthymios Lekkas, Chef des griechischen Katastrophenschutzes, am Donnerstagmorgen dem Radiosender Thema104,6.

Das Phänomen sei selten, aber bekannt, und entwickle sich nur in der Nähe des Meeres, erklärte Lekkas: Bis in den späten Abend habe große Hitze mit bis zu 40 Grad geherrscht. Die hohen Temperaturen ließen große Mengen Meerwasser verdampfen, so dass sich die Wirbelstürme zusammenbrauten. Wo genau diese sich entladen, ist nach Lekkas Angaben jedoch kaum vorherzusagen. Auch andere Fachleute bestätigen, dass dieses extreme Phänomen nicht vorhersehbar gewesen sei.

Ohne Strom und Wasser

"Als die Regentropfen mich am Rücken trafen, dachte ich, es wären Steine, so stark war der Wind", sagte ein Anrainer dem griechischen TV-Sender Skai. Autos, Mülltonnen, Motorräder Tische, Stühle, Markisen, Sonnenschirme, alles sei durch die Luft gewirbelt worden. Mancherorts rissen Balkongeländer ab und fielen auf Stromleitungen; manche Strommasten knickten einfach so um – die betroffene Region ist seither ohne Elektrizität und auch ohne Wasser.

Das Innenministerium der gerade erst ins Amt gewählten konservativen Regierung versprach sofortige Hilfe. Erst im letzten Sommer war Griechenland von einer Feuerkatastrophe in der Nähe von Athen heimgesucht worden, bei der mehr als 100 Menschen ums Leben kamen. Bis heute ist das Land mit der Aufarbeitung beschäftigt. (APA, 11.7.2019)