Kaum jemand kennt sie nicht, die süßen und betont flauschigen Schafe mit ihren Wohlfühlbotschaften. "Ohne dich ist alles doof", "Es gibt nur eine beste Mama", "Ich: Deins! Du: Meins!" – seit Jahrzehnten gelten die Tassen, Kissen und anderen Produkte von Sheepworld als gefragtes Geschenk. Nun allerdings hat sich das Unternehmen eine Facebook-Kontroverse eingefangen.

Das Label Humanblood, das dezidiert Produkte mit antirassistischen Botschaften verkauft, hat Sheepworld in dem Netzwerk scharf kritisiert und die Zusammenarbeit mit der deutschen Firma eingestellt. Grund sind Äußerungen ihres Chefs, von denen sich das Unternehmen nun sogar selbst distanziert hat, wie W&V sowie der Bayerische Rundfunk berichten.

"Schlepperin", "Menschenhändlerin"

Sheepworld-Vorstandschef Tobias Hiltl hatte auf seinem eigenen Facebook-Account die Ereignisse rund um das Rettungsschiff Sea-Watch 3 und dessen Kapitänin Carola Rackete kommentiert. Dieser warf er in einem öffentlich nicht mehr sichtbaren, aber über Screenshots dokumentierte Posting vor, praktisch mit ihrem Boot im Mittelmeer "auf Ernte zu warten" sowie eine "Schlepperin" und "Menschenhändlerin" zu sein.

Aufgrund dieses und ähnlich lautender Einträge, mitunter auch geteilter Beiträge der rechten Partei AfD, will Humanblood künftig keine Shirts mehr mit Sheepworld-Motiven verkaufen, schreibt man. Denn solche Äußerungen seien "unvereinbar mit unserer Marke und Philosophie". Bisher damit erwirtschaftetes Geld solle der Seenotrettung gespendet werden, noch lagernde Hemden an Geflüchtete ausgeteilt werden, die die Mission Lifeline aus dem Meer rettet.

Die Reaktionen von Sheepworld und Hiltl fallen ambivalent aus. Als Unternehmen distanziert sich Sheepworld von Hilts Äußerungen. "Es tut uns leid, wenn die Äußerungen von Tobias Hiltl für Unmut bei Euch gesorgt haben. Wir möchten klarstellen, dass es sich um die privaten Meinungsäußerungen von Tobias Hiltl handelt und dies nicht die Position der Sheepworld AG ist. Wir stehen für Fairness und Vielfalt. Dabei lassen wir uns keinem politischen Lager zuordnen und das ist auch gut so", schreibt man. Zudem wolle man keine politischen Auseinandersetzungen auf der eigenen Facebook-Seite.

Hiltl fühlt sich unterdrückt, aber entschuldigt sich

Auch Hiltl selbst äußert sich mit einem namentlich gekennzeichneten Posting über den Account der Firma zu den Postings auf seinem "privaten Facebook-Profil". Er schreibt: "Sollte die Wahl meiner Worte oder die Art der Formulierungen die Gefühle Einzelner verletzt haben, so möchte ich mich dafür in aller Form entschuldigen. Die Vorwürfe, ein Rassist oder gar rechtsextremer Gesinnung zu sein, weise ich nochmals ganz entschieden zurück."

Gegenüber Onetz bekräftigt er zuvor allerdings noch einmal seine Haltung. Dort erklärt er, der AfD nicht nahezustehen und meistens FDP zu wählen. Zudem sei er der Ansicht, dass seine Meinung unterdrückt werde, weil man diese nur noch äußern dürfe, wenn sie dem "links-grünen" Mainstream entspreche. In einem ebenfalls öffentlich nicht sichtbaren Facebook-Posting soll er sich gleichlautend über die "Diskreditierung" seiner "anderen, realistischen Meinung" durch das "linksgrüne Milieu" geäußert haben.

Auch die erwähnte Seenotrettungsmission Lifeline hat sich in die Diskussion eingeklinkt. Dort bietet man Hiltl an, einmal selbst bei einer Rettungsmission mitzufahren.

Nicht alle zufrieden

Die Reaktionen der Fans auf der Sheepworld-Seite fallen, soweit eruierbar, überwiegend positiv aus. Einigen geht die Stellungnahme zur Causa Hiltl aber nicht weit genug, sie fordern die Entlassung des Geschäftsführers oder rufen zum Boykott von Produkten des Anbieters auf.

Im Verlauf der Diskussion wurde auch bekannt, dass Humanblood nicht das erste Unternehmen ist, das wegen Hiltls Äußerungen die Zusammenarbeit beendet hat. Die Erlebnisagentur Dobernigl hat bereits im Jänner einen Schlussstrich gezogen, damals allerdings mit deutlich weniger öffentlichem Aufsehen. (red, 11.7.2019)