Österreichische Jugendliche blicken in Sachen Wirtschaft äußerst pessimistisch in die Zukunft. Viele glauben außerdem, ihre intensive Social-Media-Nutzung zurückschrauben zu müssen.

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Wien – Pessimismus ist dem Naturell des Österreichers nicht vollkommen fremd. Doch das ist nicht nur bei älteren Personen der Fall, für die "früher alles besser war", sondern auch bei jüngeren Teilen der Bevölkerung – den sogenannten Millennials (Jahrgang 1983–1994) und der nachfolgenden Generation Z (Jahrgänge 1995–2002). Wie die aktuelle Deloitte-Studie "Millennial Survey 2019" zeigt, verlieren junge Menschen vermehrt das Vertrauen in die wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Entwicklung.

Die Wirtschaftsprüfungskanzlei befragte weltweit rund 16.400 unter 40-Jährige in 42 Ländern über ihre Ängste, Erwartungen und Hoffnungen. Heuer nahmen erstmals 300 Österreicher an der laut Deloitte repräsentativen Stichprobenstudie teil. Sie stachen als besonders pessimistisch hervor. Diese Bevölkerungsschicht hat kaum Hoffnung, dass sich die gesellschaftliche und politische Situation im kommenden Jahr verbessert. Lediglich zwölf Prozent vertrauen hierzulande auf "bessere Zeiten".

Die meisten Sorgen bereitet den heimischen Millennials der Klimaschutz. Nicht zuletzt die Fridays-for-Future-Bewegung unterstreicht, dass das ein großes Anliegen ist. "Klimawandel, die Angst vor politischer Instabilität und steigender Nationalismus beunruhigen die Österreicher am meisten", sagt die Mitautorin der Studie, Anna Nowshad von Deloitte Österreich, im Gespräch mit dem STANDARD. Aber auch Gleichstellung und Datenschutz würden eine entscheidende Rolle spielen.

Deloitte China

Jobsicherheit und Gig-Economy

Die negative Erwartungshaltung drückt sich auch in einem gesteigerten Bedürfnis nach Jobsicherheit aus. 47 Prozent wollen fünf Jahre oder länger beim aktuellen Arbeitgeber bleiben. Im internationalen Schnitt sind es nur 28 Prozent. Gleichzeitig steigt jedoch die Bereitschaft zu alternativen Arbeitsformen wie freien Dienstverhältnissen in der Gig-Economy. Global ziehen eine derartige Beschäftigungsform 84 Prozent in Betracht, in Österreich drei Viertel.

"Das widerspricht sich zwar, ist aber auch ein Mitgrund, warum man von der zerrissenen Generation spricht – eben wegen derartiger Widersprüche. Sie sieht sowohl die Vor- und Nachteile der Gig-Economy. Man ist sich der mangelnden Planbarkeit bewusst, will aber auch eine höhere Work-Life-Balance", sagt Nowshad. Man müsse bezüglich Gig-Economy aber auch den Hintergrund der Studie betrachten. Befragt wurden hauptsächlich Menschen in Voll- oder Teilzeitanstellungen mit guter Ausbildung.

Positiver Unternehmensbeitrag zur Gesellschaft

Im globalen Schnitt glauben mehr als die Hälfte der Befragten, dass Unternehmen einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten. Hierzulande sehen das nur etwas mehr als ein Drittel so. "Trotz globalen wirtschaftlichen Wachstums und vielfältiger Chancen dank Digitalisierung sind jüngere Generationen besorgt über den Zustand der Welt und ihren Platz darin. Das sollte sowohl für Unternehmen als auch für die Politik ein deutliches Warnsignal sein", sagt der Leiter der Innovationsabteilung bei Deloitte, Nicolai Andersen.

Auf die sich ständig ändernden Anforderungen der modernen Arbeitswelt fühlen sich Millennials allerdings gut vorbereitet. 75 Prozent der berufstätigen Befragten geben an, über die passenden Fähigkeiten zu verfügen, die für die Industrie 4.0 nötig sind. Dazu zählen vor allem der Umgang mit Daten, Kommunikation und die Fähigkeit, rasch Entscheidungen zu treffen.

Weniger Social Media wäre mehr

Plattformen wie Instagram und Youtube haben seit Jahren Hochsaison. Facebook hingegen verliert bei jungen Menschen immer mehr an Bedeutung. Doch es gibt auch bei den Jüngeren Vorbehalte. Mehr als die Hälfte geben an, sie wären glücklicher und gesünder, wenn sie weniger Zeit auf Social-Media-Plattformen verbringen würden. Überraschende 54 Prozent würden ihren Konsum am liebsten ganz einstellen. Das gilt sowohl für Österreich als auch für alle anderen Länder. (Andreas Danzer, 11.7.2019)