Die drei in der Fischfabrik: Werden sie verprügelt, so schlagen sie natürlich zurück.

Foto: Luna Filmverleih

"Ich dachte, er wäre so toll." Mehr braucht es auch nicht, um das ganze Drama zu erzählen, das Sandra (Cécile De France) wieder zurück in ihren "Heimathafen" Boulogne-sur-Mer kommen lässt. Es ist die Reaktion ihrer Mutter, als Sandra mit blauem Auge in deren Wohnwagen steht. Und so schnell geht es den gesamten Film dahin: Regisseur Allan Mauduit, der mit Jérémie Guez auch das Drehbuch schrieb, verliert sich nicht in langen Darstellungen der Leiden seiner Protagonistinnen.

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Da reichen ein Blick, ein flapsiger Spruch oder eine Ohrfeige, um die Beziehungen zu verdeutlichen. Auch die Handlung treibt es voran wie am Fließband: Boulogne-sur-Mer ist der größte Fischereihafen Frankreichs, da liegt es nahe, dass die heimgekehrte Sandra einen Job in der Fabrik findet und Thunfische in Konservendosen packt. Hier trifft sie auf alte Bekannte: Nadine (Yolande Moreau) und Marilyn (Audrey Lamy) sind zunächst nicht unamüsiert darüber, dass die ehemalige Schönheitskönigin hier gelandet ist.

"Fröhliche Respektlosigkeit"

Vorarbeiter Jean-Mi (Patrick Ridremont) will aber seit der Schulzeit bei Sandra landen, was in einer versuchten Vergewaltigung endet. Dass es bei dem Versuch bleibt, ist einem Tritt gegen die Spindtür zu verdanken, die Jean-Mi entmannt. Nadine und Marylin kommen zum Tatort, und die drei finden eine Tasche voller Geld. Während sie über dem abgetrennten, zuckenden Penis diskutieren, ob der Notruf getätigt oder lieber das Geld gestohlen werden solle, passiert ein weiterer Unfall, und die Frauen haben es plötzlich mit einer Leiche zu tun.

Zusätzlich zu den privaten Problemen – ungewollte Schwangerschaft, alleinerziehende Mutter, fauler Ehemann – gesellen sich auch noch ein Polizist, ein Gauner und die belgische Drogenmafia dazu. "Fröhliche Respektlosigkeit" nennt der Regisseur selbst den Humor seiner Komödie und trifft es ganz gut. Rebellinnen ist, nach enger Zusammenarbeit mit Jean-Patrick Benes, Mauduits erste Alleinregie und erinnert etwas an Pedro Almodóvars Volver, wobei die Heldinnen keine reinen Sympathieträgerinnen sind. Marilyn etwa ist eine lustige Punkerin, die ihren Sohn unfair behandelt.

Wehren gegen die Opferrolle

Worin liegt nun das Aufständische, das den Filmtitel rechtfertigt? Die Rebellinnen lehnen sich weder gegen die Bedingungen in der Fabrik noch gegen gesellschaftliche Missstände oder ein politisches System auf. Aber sie wehren sich gegen ihre Opferrolle. Werden sie verprügelt, so schlagen sie zurück. Und das wird ohne Pathos, ohne feministische Betonung, sondern ganz selbstverständlich erzählt. Und das ist wohl die eigentliche Sensation. (Katharina Stöger, 12.7.2019)