Evelyn Regner ist die neue Vorsitzende des Frauenrechtsausschusses im EU-Parlament

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Wenn sich jemand in Ausschüssen wohlfühlt, dann Evelyn Regner. Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss, Exekutivausschuss des europäischen Gewerkschaftsbundes, Gewerkschaftsausschuss bei der OECD, Panama-Papers-Untersuchungsausschuss: Die 53-jährige Sozialdemokratin kennt sie alle. Da ist es nur konsequent, dass Regner nun zur Vorsitzenden des Ausschusses für Frauenrechte des Europaparlaments gewählt wurde – und damit an vorderster Front machen kann, was ihr seit jeher am Herzen liegt: "tatsächlich mit Gesetzen etwas weiterbringen".

Diplomarbeit zu Asylrecht

Die europäische Gesetzgebung beschäftigt die gebürtige Wienerin mittlerweile seit fast dreißig Jahren. In ihrer juristischen Diplomarbeit schreibt sie über das Dublin-Übereinkommen, das die Zuständigkeit für Asylverfahren in der EU regelt und "zu dieser Zeit noch fast niemandem außer mir ein Begriff war". Anfang der 1990er-Jahre, während der Jugoslawienkriege, geht sie als Flüchtlingsreferentin zu Amnesty International. Schon damals sei sie überzeugt gewesen, dass die großen Probleme nur durch europäische Zusammenarbeit lösbar sind.

Bald schon – mit 33 Jahren – zieht es Regner nach Brüssel, wo sie die Interessen der Gewerkschaft als Leiterin des ÖGB-Europabüros vertritt. Als besonders prägend sind ihr die Verhandlungen zur Dienstleistungsrichtlinie in Erinnerung. Den Unternehmerverbänden sei es nur um eine "radikale Marktöffnung" gegangen. 2009 wird sie für die SPÖ ins Europaparlament gewählt, 2015 wird sie zudem Delegationsleiterin.

Erfüllender Job, kein Hobby

Trotzdem ist Regner in Österreich nur Politikjunkies bekannt: "Niemand kennt eine reine Europapolitikerin, wir haben halt keine europäische Öffentlichkeit", sagt sie. Das störe sie aber nicht. Solange sie für die Lebensrealität der Österreicher etwas verbessern könne, sei der Job "wirklich befriedigend und erfüllend". So erfüllend, dass für Hobbys keine Zeit mehr bleibt, zumal Regner Mutter zweier Kinder ist.

Als Alleinerzieherin habe sich ihr Blick auf feministische Anliegen noch einmal geschärft, sagt sie. In den kommenden zweieinhalb Jahren will sie sich als Ausschussvorsitzende dafür einsetzen, dass die ökonomische Unabhängigkeit von Frauen gefördert wird. In einem ersten Schritt müssten die Gehaltsunterschiede transparent gemacht werden, denn diese seien durch objektive Kriterien oft schlichtweg ungerechtfertigt. (Theo Anders, 11.7. 2019)