Ein Ausschnitt aus dem Ibiza-Video, das die Regierung zu Fall brachte.

Foto: APA / Harald schneider

Wien – Der frühere FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus hat sich nach langer Medienabstinenz via Facebook zurückgemeldet. Grund ist offenbar ein Bericht, den der "Kurier" am Donnerstag veröffentlichte. Demnach steht er selbst im Verdacht, in der Ibiza-Affäre der "eigentliche Lockvogel" gewesen zu sein. Das sei eine These, die im Umfeld von Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache geäußert werde.

Gudenus weist dies in seinem Posting ausdrücklich zurück: "Alle, die hinter meinem angeblichen Schweigen in der Causa 'Ibiza-Gate' eine dubiose Rolle als Mittäter vermuten und mir böswilliges Handeln unterstellen, muss ich auf diesem Wege enttäuschen", schreibt er. Er habe nicht böswillig, "sondern gutgläubig gehandelt" und für sein Verhalten auch sicher kein Geld kassiert.

Gudenus war in dem Video, dessen Veröffentlichung zum Ende der türkis-blauen Regierung führte, gemeinsam mit Ex-Parteichef und Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache zu sehen. Beide waren im Sommer 2017 in einer Ibiza-Villa gefilmt worden, wie sie mit der angeblichen Nichte eines russischen Oligarchen über Parteienfinanzierung in Österreich, eine mögliche Privatisierung des Wassers, die Vergabe von Bauaufträgen und Pläne für die Übernahme und mögliche blaue Einfärbung der "Kronen Zeitung" beraten. Während Strache in dem Video den Verdacht äußert, es könnte sich um eine Falle handeln, beruhigt Gudenus: "Des is ka Falle."

Rücktritt und Neuwahl

Eine Fehleinschätzung: Die Frau stellte sich später als mutmaßlicher Lockvogel heraus, das Video wurde im vergangenen Mai via "Süddeutsche Zeitung" und "Spiegel" veröffentlicht. Gudenus und Strache traten von ihren öffentlichen Funktionen ebenso zurück wie von jenen in der Partei. Gudenus trat zudem aus der Partei aus.

Wenig später kündigte der damalige Kanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz die Koalition auf und wollte das Land in Neuwahlen führen. Kurze Zeit darauf wählte der Nationalrat – auch mit den Stimmen der FPÖ – dennoch die gesamte Regierung ab, die Kurz eigentlich mit der Hilfe unabhängiger Experten weiterzuführen versucht hatte. Brigitte Bierlein wurde Bundeskanzlerin einer neuen Experten- und Übergangsregierung.

Darüber, wer das Video aufgenommen und geplant hat, ist bisher noch lange nicht alles bekannt. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft prüft derweil die von Strache und Ex-FPÖ-Klubchef Johann Gudenus im Video getätigten Aussagen auf ihre strafrechtliche Relevanz. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft Wien, wie das Interview erstellt wurde, und an die Öffentlichkeit gelangte.

Wie Gudenus schreibt, hängt damit auch sein bisheriger Rückzug aus der Öffentlichkeit zusammen. "Dank meinem kooperierenden Verhalten", schreibt er auf Facebook, komme "auch die ermittelnde Staatsanwaltschaft laufend voran." Zudem begründet er seine Stille mit dem Wohl seiner Familie und jenem der Partei. (mesc, 11.7.2019)