Alle schnell "clean" kriegen ist nicht das oberste Ziel.

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Seit 30 Jahren dabei: Walter North, ärztlicher Direktor.

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Es gibt ein paar Menschen, die erzählen glaubwürdig, wie erfüllend ihr Job selbst nach Jahrzehnten noch für sie ist. Ganz wenige sagen dazu, "es hat sich so vieles zum Positiven verändert in diesen Jahren". Walter North, ärztlicher Direktor der Suchthilfe Dialog, vermittelt beides. Der Dialog bietet in verschiedenen Einrichtungen, darunter drei Ambulanzen, individuelle Suchthilfe (rund 7000 Klientinnen pro Jahr), schult die Polizei – beispielsweise in Suizidprävention in Haft -, bietet Unternehmen Fort- und Weiterbildung in Sachen Suchtprävention und Früherkennung und ist dazu auch in Schulen tätig. Mediziner, Psychotherapeuten und Psychiater sind gemeinsam mit Sozialarbeitern in multiprofessionellen Teams im Einsatz und tragen auch die Letztverantwortung. Die Klienten kommen freiwillig oder werden zur Therapie statt Strafe im Bereich illegale Substanzen zum Dialog geschickt. Angehörige werden ebenfalls betreut.

Zack, zack geht nichts

"Blinddarm raus, alles gut – leider nein", beschreibt North die Multiproblemlagen, die soziale Desintegration, den harten, langen Weg der Klienten. Was ist also sein Erfolg? "Langfristige Stabilisierung, ich freue mich, je öfter und je länger ich Klienten sehe", so der Neurologe. Das Besondere? Früher hatte man das Dogma, Patienten von allen Substanzen zu befreien und nüchtern zu machen. Dieses Abstinenzparadigma sei gefallen, beim Dialog auch im Alkoholbereich. Es gehe um möglichste Reduktion, um möglichst geringen schädlichen Konsum. Davor steht die Akzeptanz. Und der gemeinsame Plan, an den gesamten Lebensbedingungen der Patienten zu arbeiten. Im besten Fall bedeute das Reintegration in den Arbeitsmarkt.

Aktuell sucht Walter North Mediziner für insgesamt 80 Stunden. Was spricht für einen solcherart fordernden Job? "Keine Nachtdienste, keine Wochenenddienste, jede Teilzeitform ist möglich", sagt North und wirbt zudem mit dem ungewöhnlichen Teamgeist des Dialogs. (12.7.2019, kbau)