Die Schwester des edlen Prinzen Sou Chong, also Mi (im Bild in alternativer Besetzung: Da-yung Cho), ist in Mörbisch ein quirliges und freiheitliebendes Mädchen.

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Politik ist immer auch gern dabei – es ist so eine Art Naturgesetz. Diszipliniert auf die Erwähnung des Intendanten wartend, dankt sie hernach winkend für Akklamationen. Schwer zu sagen, ob Politiker aus dem jeweiligen Dezibelpegel des Applaus Schlussfolgerungen bezüglich Sympathiewerte und kommende Wahlgänge ziehen. Der Zuspruch für den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig wie dessen Parteifreund und Landeshauptmann Hans Peter Doskozil ist jedenfalls höflich.

Begeisterung keimt erst beim Baumeister auf, dessen City auf einer den Wurstelprater imitierenden Bühne in Großbuchstaben Erwähnung findet. Politik kann da nicht mithalten. Höchstens der Indianer unter den Popklassikern des Landes, Waterloo. Sie alle grüßt Intendant Peter Edelmann und hebt hervor, dass der Baumeister im Vorjahr ganze vier Mal die "Gräfin Mariza" besucht hat.

Kommen Sie zweimal

Bitte nehmen Sie sich ein Beispiel an ihm! Oder kommen Sie zumindest zweimal! – es gibt ja zwei tolle Besetzungen, wirbt der Intendant. Verständlich. Auch ein Blockbuster aus der Silbernen Ära der Operette wie "Land des Lächelns" garantiert nicht mehr, dass bis 24. August zu jeder Vorstellung an die 6000 Menschen zum Operettensee pilgern.

Sollte es Enttäuschungen der Auslastungsart geben – an der Premierenbesetzung läge es nicht. Ist die Calafati-Statue einmal beiseitegeschoben, hebt ein K-u.-k-Wien die Freiluftatmosphäre tanzend ins Ausgelassene. Jene Hauptdame, die sich nach Exotik sehnt, zeigt dann, was souveräner Operettengesang (natürlich mikroverstärkt) sein kann. Elissa Huber lässt als Adelstochter Lisa Franz Lehárs süffige Melodik mit Charme und Leichtigkeit aufleben.

Der arme Gustl

In einem Jugendstilsalon (Bühnenbild: Walter Vogelweider) träumt sie sich das Bild des edlen Fremden herbei. Sou Chong (engagiert, hat aber etwas zu kämpfen: Won Whi Choi) ließ ihr eine goldige Buddhastatue zukommen, es nehmen die Kulturkontakte also ihren amourösen Lauf. Gustl (witzig: Maximilian Mayer), der Lisa verehrt, kann da nur noch verärgert "Bumsti" piepsen und sich zurückziehen.

Leonard C. Prinsloos Regiearbeit ist also handwerklich tadellos; heitere Kammerspielaspekte sind in diesen Bühnendimensionen natürlich aber nur zu erahnen. Dafür wird rund um einen Drachenkopf ein Fest für das zirkusaffine Auge geboten, während das neue Paar längst im kitschigen China weilt. Artisten schweben herab, Kampfsportler brüllen als Beitrag zu den in buntesten Farben zelebrierten Chinaklischees.

Beziehung zerbricht

Ein Kontrapunkt ist nur der Mörbischer Ex-Intendant Harald Serafin. Als nostalgischer Obereunuch legt er einen Auftritt hin, den nur er so schafft und der auch nur ihm verziehen wird. Zur mitunter süffig interpretierten Musik (Dirigent Thomas Rösner) gehen dann schließlich Buddhastatue und Beziehung in die Brüche. Nur Gustl und eine die Hofregeln ungern befolgende Mi (quirlig: Katerina von Bennigsen) werden einander einmal wiedersehen. Vorher aber obligates Feuerwerk. (Ljubiša Tošić, 12.7.2019)