Der Kleine Entensturmvogel ist Teil einer interessanten evolutionären Dreiceckskonstellation.

Foto: Peter Ryan

Ein internationales Team um den Biologen Juan Masello von der Universität Gießen hat festgestellt, dass die Kreuzung zweier eigenständiger Arten eine völlig neue fortpflanzungsfähige Art hervorbringen kann. Offenbar ist der Kleine Entensturmvogel (Pachyptila salvini) aus der Kreuzung des Taubensturmvogels (Pachyptila desolata) mit dem Großen Entensturmvogel (Pachyptila vittata) entstanden.

Sturmvögel gehören wie Albatrosse – und anders als Möwen – zur Ordnung der Röhrennasen. Allesamt sind sie Meeresvögel mit langen Schwingen und eher kurzen Schwänzen. Die weitverbreiteten Sturmvögel kommen vor allem auf der Südhalbkugel vor und haben dort auch die Antarktis erobert.

DNA und Verhalten geben Aufschluss

Das Team sequenzierte und analysierte DNA von 425 Individuen von sechs Sturmvogel-Arten. Dabei stellte sich heraus, dass der Kleine Entensturmvogel genetisch mal mit der einen, mal mit der anderen Art gruppiert wurde. Ein hybrider Ursprung könnte diese ungewöhnlichen Ergebnisse erklären.

Zudem analysierten Forscher unter Leitung von Petra Quillfeldt das Verhalten der Tiere. Dabei zeigte sich, dass Taubensturmvögel und Große Entensturmvögel trotz jeweils unterschiedlicher Fütterungsstrategien und Fortpflanzungszeiten eine dritte Art hervorgebracht haben. Diese Hybriden verfügen über eine neue Fütterungsstrategie, die deutlich effizienter ist als bei den Elternarten.

Zudem pflanzen sie sich zu anderen Zeiten eigenständig und unabhängig fort. Diese dritte Art lebt von ihren Elternarten völlig getrennt und verfügt so über die grundlegende Definition einer eigenständigen Spezies: reproduktive Isolation.

Erfolgreicher als die Eltern

Die sogenannte Hybrid-Artenentstehung gilt im Tierreich als fast völlig fremdes Konzept. Um fortpflanzungsfähig zu sein, müssen beide Elternarten der neuen Art dieselbe Anzahl an Chromosomen besitzen. So ist etwa ein Maultier, das Produkt eines Pferdes und eines Esels, die eine unterschiedliche Anzahl von Chromosomen aufweisen, unfruchtbar. Dagegen ist der Kleine Entensturmvogel ein vergleichsweise erfolgreicher Hybrid – und sogar erfolgreicher als die ursprünglichen Arten. (red, 15. 7. 2019)