Der Kauf des Systems sorgt seit Monaten für Streit mit den USA.

Istanbul/Moskau – Die Türkei hat trotz angedrohter US-Sanktionen weitere Lieferungen des russischen Raketenabwehrsystems S-400 entgegengenommen. Das fünfte und sechste Flugzeug mit Raketenteilen seien am Sonntag auf dem Luftwaffenstützpunkt Mürted (früher Akinci) bei Ankara gelandet, teilte das türkische Verteidigungsministerium auf Twitter mit. Ein siebtes Flugzeug werde erwartet.

Die umstrittene Auslieferung der S-400 hat am Freitag begonnen. Der Kauf des Systems sorgt seit Monaten für Streit mit den USA. Washington befürchtet, dass Russland über das empfindlichen Radar des Waffensystems an Daten über die Fähigkeiten der neuen US-Tarnkappenflugzeuge F-35 gelangt. Die Türkei ist Partner beim Bau der F-35 und soll etwa 100 Jets bekommen.

Saktionen angedroht

Die USA drohen mit Sanktionen und damit, die Türkei Ende Juli aus dem F-35-Programm zu werfen. Sanktionen würden der ohnehin angeschlagenen türkischen Wirtschaft schwer zusetzten. Ankara betont jedoch immer wieder, dass es bei dem Kauf der S-400 kein Zurück gebe.

Bei den S-400 handelt es sich um ein mobiles Luftabwehrsystem, das Flugzeuge, Geschosse und andere Objekte aus dem Himmel schießen kann. Es zündet Kurz-, Mittel- und Langstrecken-Raketen. Die Türkei argumentiert, sie brauche eine eigene Raketenabwehr gegen Bedrohungen aus dem benachbarten Bürgerkriegsland Syrien, aber auch aus dem Inland. Unklar ist noch, wo die S-400 eingesetzt werden.

Der russische Außenpolitiker Leonid Sluzki sagte der Agentur Interfax zufolge, die S-400 könnte auch in andere Länder im Nahen Osten geliefert werden. Diese und andere moderne Waffen "werden definitiv in dieser Region auftauchen". Die Türkei sei erst der Anfang. Es gebe weitere Länder, die angegeben hätten, dass sie "ähnliche Bedürfnisse" wie die Türkei hätten, sagte Sluzki. "Und diese Bedürfnisse werden natürlich gestillt." (APA, dpa, 14.7.2019)