Martin Balluch, Obmann des Vereins gegen Tierfabriken, will als Mandatar ins Hohe Haus.

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Wenn Martin Balluch, Obmann des Vereins gegen Tierfabriken, im September im Kandidatenpool der Liste Jetzt aufscheint, ist das nicht der erste Ausflug des 54-Jährigen in die Politik. Denn schon im Jahr 2008 fand sich sein Name auf einem Wahlvorschlag – jenem der Grünen für die damalige Nationalratswahl. Er kandidierte auf Platz 16 der Bundesliste, für einen Einzug ins Hohe Haus reichte das damals aber nicht.

Im Herbst will es der Aktivist nun also wie Jetzt-Gründer Peter Pilz noch einmal wissen. Auf seinem Blog erklärt er auch, wieso. Er würde im Nationalrat für sein Leib- und Magenthema, den Tierschutz, stehen. Und die Grünen hätten ihm diesmal im Gegensatz zu Pilz keinen Platz angeboten.

Dass sie es im Jahr 2008 taten, war natürlich kein Zufall. Standen der gebürtige Wiener und seine Mitstreiter damals doch im Mittelpunkt des medialen Interesses im Zuge des "Tierschützerprozesses". Im Mai 2008 wurde er wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Organisation für rund drei Monate in Untersuchungshaft genommen. Mit einem Dutzend anderer Aktivisten saß er dann von März 2010 bis Mai 2011 vor dem Landesgericht Wiener Neustadt – und wurde rechtskräftig freigesprochen. Genutzt hat dies dem streitbaren Balluch nichts, im Gegenteil: Laut eigenem Bekunden sei er durch die Kosten des Verfahrens finanziell ruiniert worden.

Der Vater einer Tochter, der sich derzeit in Karenz befindet, hätte aber auch einen ganz anderen Lebensweg einschlagen können. Zwar sei er nach Eigenangaben schon als 13-Jähriger in der Antiatomkraftbewegung aktiv und später in der Hainburger Au gewesen. Nach der Matura studierte er aber Mathematik, Physik und Astronomie und war als Assistent und Forscher an den Unis Wien, Heidelberg und Cambridge tätig. Von 2000 bis 2005 erwarb er sich einen zweiten Doktortitel: Er absolvierte in Wien ein Philosophiestudium und schrieb seine Dissertation über Tierrechtsphilosophie.

Davor und danach legte sich der deklarierte Veganer immer wieder mit der Obrigkeit an: Erstmals wurde er 1979 im Zuge der "Burggarten-Demonstrationen" festgenommen; seine jüngste – nicht rechtskräftige – Verurteilung stammt aus dem Juni. Hintergrund ist ein Konflikt mit dem Salzburger Landesjägermeister Maximilian Mayr-Melnhof um dessen Gatterjagd – eine Jagdpraxis, gegen die Balluch auch gern im Nationalrat kämpfen würde. (Michael Möseneder, 15.7.2019)