Was für eine überraschend lustige Maschine. 1,3 Liter Hubraum nur, legt aber los, als gälte es was zu beweisen, als wären Bäume auszureißen. Man kommt kaum mit dem Lenken nach, lässt man ihr die Zügel schießen. Sie macht aus der bisher betulichen B-Klasse einen kleinen Draufgänger und hält sich trotzdem halbwegs beim Konsum zurück – Testschnitt: 7,2 l / 100 km.

Glatt und schnörkellos, wächst die B-Klasse auf 4,42 Meter Länge an. Ergibt mehr Platz für die Insassen.
Foto: Andreas Stockinger

Das ist ein Aspekt, der aufzeigt, wie die B-Klasse neuerdings auf jugendlich macht. Ein anderer wäre das in der A-Klasse erstmals eingeführte Multimediasystem MBUX, "hallo, Mercedes" und so. Dort lautete das Argument, es säßen vorwiegend Menschen der "Generation zoom und wisch" drin, die, vom Schlaufernsprechgerät und den asozialen Medien herkommend, gar nichts anderes mehr kennen. Aber in der B-Klasse? Die zog doch bisher speziell eine eher ältere Klientel an und wird dies vermutlich auch weiterhin tun, wenn auch durchaus durchmischter mit der nachfolgenden Generation als bisher.

Grafik: der Standard

Sei's drum, jetzt ist das System nun mal an Bord, und die dazugehörende Sprachbedienung zählt – gemeinsam mit dem ähnlich funktionierenden System von BMW – zum absolut Besten, was derzeit zu haben ist. Was nervt, ist nur, wenn man zu mehreren unterwegs ist, und es fällt zufällig das Wort Mercedes, dann mischt sich die digitale Dame ständig ins Gespräch ein. "Ja, bitte? Was kann ich für Sie tun?" "Kusch" kennt sie nicht, "in die Ecke, Besen, Besen" vermag sie nicht sinnerfassend zu interpretieren, "Hallo, Mercedes, misch dich nicht dauernd ins Gespräch ein" auch nicht, also deaktivieren wir wieder einmal manuell.

Das dynamische und junge Interieur.
Foto: Andreas Stockinger

Auch das Interieur macht auf jung und dynamisch, nur etwas zurückhaltender, dezenter als in der A-Klasse und auf jeden Fall sehr geschmackvoll. Aber das beherrscht Mercedes momentan ohnehin gut, und wenn außen die B-Klasse die letzten Falze, Sicken und Kanten aufgegeben hat zugunsten einer glatten, fast glattgelutschten, harmonischen Form, dann spricht das für das Auto und den Designansatz.

Hilfreich und gut

Ein bisschen ein Pummel ist die B-Klasse immer noch, aber sie hat das Großraumkonzept – sagen Sie bloß nicht Van dazu, das V-Wort ist inzwischen mit Tabu belegt – schlüssig ins Hier und Jetzt fortgedacht. So was von praktisch aber auch, dieses Auto.

Der viele Platz kommt nicht von irgendwo, sondern rührt vom Größenwachstum her. So überragt die neue die alte B-Klasse in der Länge um 2,6 Zentimeter (4,42 m), beim Radstand, stets ein Komfortmaß bei der Beinfreiheit, kamen drei Zentimeter hinzu.

Das ist aber wirklich nicht das Heck eines Vans.
Foto: Andreas Stockinger

Auf den ersten Blick resultiert daraus ein allerdings etwas kleinerer Kofferraum als bisher, er fasst 455 bis 1540 statt 488 bis 1547 Liter, allerdings erweist sich bei Raumnot der serienmäßig höhenverstellbare Ladeboden als hilfreich. Und wenn es ein sinnvolles Extra bei der B-Klasse gibt, dann die um 14 cm verschiebbare Rückbank.

Auch hinter dem Lenkrad arbeitet schon ein Bildschirm.
Foto: Andreas Stockinger

Auch ohne Verschieben kam die B-Klasse bei der Ausfahrt nach Kärnten und ins Friaul räumlich nie auch nur in die Nähe ihrer Grenzen, und hätten wir bei der Festa del Prosciutto in San Daniele ein paar Schinkenhaxen mitgenommen, wäre auch das kein Problem gewesen. Nur an die Decke hängen wäre womöglich schwierig geworden. Aber man hätte ja nachfragen können. "Hallo, Mercedes: Wo kann man hier den Prosciutto hinhängen?" (Andreas Stockinger, 28.7.2019)