Mozarts "Figaro" und seine Liebesthemen in der Schule.

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An den drei Da-Ponte-Opern Mozarts hing oft das Misslingen oder Gelingen einer Intendanz bei den Salzburger Festspielen oder an großen Opernhäusern. Così fan tutte, Don Giovanni und Die Hochzeit des Figaro sind ja nicht nur Gipfelpunkte des Musiktheaters, also der eleganten Verschmelzung von Wort und Ton im Sinne der Darstellung von Charakteren. An sie bindet sich gerne auch die Diskussion, in welche zukunftsweisende Richtung sich Opernregie als solche entwickeln wird. Gelingt der ganz neue ästhetische Entwurf? Gelingt es, die Werke ins Heute zu heben? Werk und Regie werden oft tonnenschwere Ansprüche umgehängt.

Es schadet also nicht, Druck herauszunehmen und diese Werke an ungewöhnlichen Schauplätzen unbeschwert umzusetzen. Anna Katharina Bernreitner und ihre Gruppe "Oper rund um" tut dies seit einigen Jahren. Gesucht werden jeweils unkonventionelle, neue Schauplätze, um Oper zu vermitteln. Unlängst mit dem österreichischen Off-Musiktheaterpreis ausgezeichnet, bringt die Unternehmung nun Mozarts Hochzeit des Figaro nach Waidhofen an der Ybbs – in das dortige Bundesrealgymnasium.

Machtgefüge anderer Art

Die Oper ist an sich im Schloss des Grafen Almaviva situiert, hier wird sie in eine ehrwürdige Bildungseinrichtung verlegt und lebensnah gedeutet: "Im ursprünglichen Stück hat der Graf viele Untergebene. Wir haben uns überlegt, wo heute noch ein ähnliches Machtgefüge existiert. Das hat uns auf die Idee mit der Schule gebracht", so Regisseurin Bernreitner, die einst selbst hier die Schulbank drückte. "Der Graf wird zum Direktor, seine Diener zu Lehrern und Cherubino zum verliebten Schüler." Zentral, wie es die Oper nun einmal so wünscht, ist also das Amouröse in einigen seiner Facetten: Es ist davon auszugehen, dass sich Cherubino in seine Lehrerin verguckt. (tos, 15.7.2019)