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Angesichts weiter zu hoher Masernraten ist man im Gesundheitsministerium unzufrieden.

Foto: Reuters / Mike Segar

Wien – Seit Jahren versucht Österreich die Masern zurückzudrängen beziehungsweise zu eliminieren. Doch bei bis zum 10. Juli in Österreich aufgetretenen 134 Erkrankungen (2018 insgesamt 77) zeigt sich das erneute Verfehlen dieses Ziels. Eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent mit zwei MMR-Vakzine-Dosen wurde erneut nicht erreicht, stellt das Gesundheitsministerium in einem "Kurzbericht Masern" fest.

Auch Österreich hat sich gegenüber der WHO dazu verpflichtet, das Ziel der Masernelimination zu verfolgen. "Um den dafür notwendigen Gemeinschaftsschutz zu erreichen, sind Durchimpfungsraten von 95 Prozent mit zwei Dosen eines Lebend-Impfstoffes gegen Masern notwendig. (...) Es werden zwei Dosen Masern-Mumps-Röteln-Impfstoff (MMR) ab dem vollendeten neunten Lebensmonat (= im zehnten Lebensmonat) empfohlen. Fehlende Impfungen können und sollen in jedem Alter nachgeholt werden", heißt es in dem Papier.

Ein Drittel Gesundheitsarbeiter

In Österreich sind bis vor wenigen Tagen (10. Juli) 134 Masern-Fälle in diesem Jahr registriert worden. Im ganzen Jahr 2018 waren es 77 gewesen. Im bisherigen Jahr gab es die meisten Masern-Erkrankungen in der Steiermark (38), in Wien (31), in Kärnten (25) und in Salzburg (17). Die absoluten Zahlen sagen aber zur Häufigkeit nichts aus. Kärnten hat nur rund 560.000 Einwohner, Wien hingegen rund 1,9 Millionen. Rund ein Sechstel der Erkrankungen betrafen Mitarbeiter des Gesundheitswesens. Seit Jahren tobt eine Debatte, ob man nicht zumindest für das Gesundheitspersonal die MMR-Impfung verpflichtend machen sollte. 2018 wurden in der WHO-Region Europa insgesamt mehr als 80.000 Erkrankungen gemeldet. Es gab 72 Todesfälle.

Österreich hat kaum Fortschritte gemacht. "Die Durchimpfungsraten für das Jahr 2018 unterscheiden sich fast nicht von den Durchimpfungsraten des Jahres 2017, so dass das Ziel einer 95-prozentigen Durchimpfungsrate mit zwei Impfdosen noch immer nicht erreicht wurde", stellte das Gesundheitsministerium fest.

Bei den Zwei- bis Fünfjährigen erreiche man die 95 Prozent zumindest bei der ersten Impfdosis. Bei der zweiten Impfung liege die Durchimpfungsrate jedoch bei ungefähr 82 Prozent hieß es. Das bedeutet, dass 47.000 Kinder in dieser Altersgruppe eine zweite MMR-Impfung erhalten sollten. In der Altersgruppe der Sechs- bis Neunjährigen liegen die Durchimpfungsraten für die erste Dosis ebenfalls bei 95 Prozent, für die zweite Dosis allerdings nur bei 89 Prozent. Hier tut sich bei rund 27.000 Kindern eine Impflücke auf.

Ältere Säumig

"Die Zehn- bis 18-Jährigen sind generell sehr gut geimpft. Hier wird sogar mit der zweiten Impfdosis das Ziel einer 95-prozentigen Durchimpfungsrate knapp erreicht", heißt es in dem Kurzbericht. Hingegen liegt bei den 19- bis 30-Jährigen nur eine komplette Durchimpfungsrate von knapp 70 Prozent vor. Erst seit 1997 wird die zweite Impfdosis bei MMR empfohlen. Von dieser "Lücke" sind noch rund 350.000 Erwachsene betroffen.

"Auffälligkeiten gebe es auch bei einzelnen Jahrgängen, speziell bei den Jahrgängen 2010 und 2014: bei den Achtjährigen sind fast zehn Prozent der Kinder komplett ungeimpft, und bei den Vierjährigen acht Prozent. Ein weiterer Einbruch der Durchimpfungsraten findet sich bei Personen, die in der Mitte bis Ende der 1990er-Jahre geboren wurden. Durch eine Umstellung der Impfempfehlung hinsichtlich Masern vom Volksschul- auf das Kleinkindalter blieben damals etwa acht Prozent der Personen ungeimpft", hieß es in dem Kurzbericht. Entgegen den Empfehlungen des österreichischen Impfplans werden nur rund 80 Prozent der Kinder mit der ersten MMR-Dosis und nur 44 Prozent der Kinder mit der zweiten Dosis innerhalb der ersten zwei Lebensjahre immunisiert. (APA, 15.7.2019)