Bürgermeister Michael Ludwig entdeckte seine Verbindung zur Eberesche.

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Dort, wo der Wienerwald sich über die Stadtgrenze gefressen hat oder umgekehrt, ist Wien sehr grün. Menschen spazieren dort, Menschen trinken dort Wein, in schlechten Zeiten sammeln sie Brennholz fürs Zimmer, in fetten Zeiten Bärlauch fürs Pesto.

Keiner weiß, wie es dazu kam, dass ausgerechnet dort, wo ohnehin allerlei Gebäum herumsteht, ein "Baumkreis" hingebaut wurde. Aber jetzt ist er da, und weil man ihn "keltisch" nannte und alles Keltische ja irgendwie lieb primitiv, aber doch kultiviert ist, ein bisserl exotisch aber doch wieder nicht so fremd, dass dem Wiener grausen könnt, da also die Kelten in Summe irgendwie leiwand sind, gibt es am Wiener "Himmel" 40 Holzteile mit eingebauten Lautsprechern, die den Besuchern allerlei astrologischen Humbug erzählen.

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Der Baumkreis wurde unlängst renoviert. Das musste offenbar gefeiert werden, und da die Seitenblicke sich angekündigt hatten, kamen auch Politiker oder umgekehrt und natürlich auch Dompfarrer Toni Faber. Der ist gewissermaßen Papst von Wien und sprach konsequenterweise den Segen "Urbi et caelo" aus, für "Wien und den Himmel". Der heidnische Keltenkult bekam also auch sein Weihwasser ab, und die anwesende Politik erfuhr Wichtiges über sich selbst: "Das ist die Zeder, die zu mir passt", erkannte Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, und Wiens Bürgermeister Michael Ludwig fand sich in der Eberesche wieder: "viel Gemeinschaftssinn, leidenschaftlich in der Liebe". So genau wollten wir es dann auch wieder nicht wissen. (Maria Sterkl, 15.7.2019)