"Als kleines österreichisches Start-Up wird man anfangs nicht wahrgenommen, muss man sich erst Namen und Netzwerk aufbauen", sagt Parkbob-Gründer Christian Adelsberger.

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Die Suche nach Parkplätzen gestaltet sich für Autofahrer oft als Geduldsprobe. Die Parkbob-App will das Problem lösen. Dabei werden auch Parkverbote und Feuerwehrzufahrten berücksichtigt.

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Am Anfang eines Start-ups steht eine Idee – oder Ärger, wie bei Christian Adelsberger 2015. "Ich bin mit Baby im Auto von Zagreb nach Wien gefahren und musste 40 Minuten einen Parkplatz suchen", sagt der 43-jährige Österreicher dem STANDARD. "Das Baby schrie schon, und ich dachte: Das muss doch einfacher gehen." Gesagt, getan. Mit einem befreundeten Softwareentwickler tüftelte er an einer App, die freie Parkplätze anzeigen soll. "Als kleines österreichisches Start-up wird man anfangs nicht wahrgenommen, muss man sich erst einen Namen und ein Netzwerk aufbauen."

Heute deckt "Parkbob" weltweit 62 Städte ab. Algorithmen identifizieren möglichen Parkraum aus verschiedensten, stets nichtpersönlichen Datenquellen, etwa von der Europäischen Weltraumorganisation Esa oder Mapping-Anbietern. Als Unique-Selling-Point berücksichtigt Parkbob weiters sämtliche Straßenregeln. "In München gibt es circa 10.000 Feuerwehrzufahrten, die nirgends erfasst waren", sagt Adelsberger. "Wir stoßen genau in diese Unsicherheit."

Funktionsweise

Die App gibt also an, ob man hier parken darf. Und wenn ja, wie lange dies erlaubt ist und zu welchen Kosten. Ob der Parkplatz dann frei ist, berechnen historische Werte, zum Beispiel: Ein Parkplatz am Freitagnachmittag im 15. Bezirk bleibt durchschnittlich für x Minuten frei. Dabei helfen Echtzeitdaten, die etwa Fahrzeugflotten von Carsharing-Unternehmen beisteuern. Letztere bilden auch die finanzielle Basis. "Wir bieten ihnen das Service für ihre Autos an und erhalten pro Fahrzeug ein monatliches Entgelt", sagt Adelsberger. Denn Carsharer leiden unter Parkstrafen und Abschleppgebühren, die ihnen ihre Kunden einbrocken.

Wie oft die Prognose richtig ist, hänge von den verfügbaren Daten ab. "80 bis 90 Prozent sind State of the Art", sagt der 43-Jährige. "Aber es geht immer mehr."

Visionen

Adelsberger denkt größer. Seine Firma habe sich wie ein Hummer entwickelt. Dieser müsse die Schale ablegen, um zu wachsen. So war die App nur der Anfang. "Sie läuft nebenbei und zeigt, was unsere Daten können. Aber irgendwann dachten wir: Hoppla, die Idee ist viel größer."

Adelsberger verwies auf das Hummer-Video von Dr. Abraham Twerski.
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Parkbob kooperiert mit Unternehmen wie etwa BMW oder dem Navi-Hersteller TomTom und will die gesamte Mobilitätsbranche verändern. "Diese wird in zehn Jahren radikal digitalisiert sein. In modernen Städten wird's kaum noch Straßenschilder geben", sagt Adelsberger. Er denkt an autonome Fahrzeuge, in die auch Verkehrsregeln eingespeist werden müssten.

Rund 20 Mitarbeiter werkeln an der Vision. Gründer und Team halten knappe 60 Prozent der Firmenanteile. Investoren wie Nikolaus Futter steuerten in drei Finanzierungsrunden 2,1 Millionen Euro Risikokapital bei. Denn in der Gewinnzone ist Parkbob noch nicht. Es gehe um den Fortschritt. Und um weniger Babygeschrei. (Andreas Gstaltmeyr, 4.10.2019)