Waren die Visionen und Fantasien von Sternenreisen vom antiken Satiriker Lukian von Samostata bis zum Pionier der Science-Fiction Jules Verne eigentlich friedlicher Natur, so kam der entscheidende Impuls aus der dunkelsten Zeit des vorigen Jahrhunderts. Mit der V2/A4, einer "Vergeltungswaffe", der ersten echten ballistischen Rakete der Welt, wurde im Zweiten Weltkrieg eine Trägerrakete geschaffen, die in ihrer Weiterentwicklung die Mondlandung ermöglichte. Diese technische Errungenschaft war zutiefst in die Verbrechen der NS-Zeit verstrickt, aber ihre Entwickler sollten schon unmittelbar nach Kriegsende eine von den Siegern gesuchte und begehrte "Kriegsbeute" sein. Operation "Paperclip" brachte deutsche Wissenschaftler in die Vereinigten Staaten, aber auch Großbritannien, Frankreich und die UdSSR nutzten das Wissen der deutschen Experten.

"Fly Me to the Moon" - Eine Onlineausstellung der Österreichischen Mediathek
Foto: Österreichische Mediathek

One small step? Vom Zweiten Weltkrieg zum "Space Race"

Auf den Weltkrieg folgte der Kalte Krieg. Dieser brachte neben der Weiterentwicklung von Raketentechnologie für militärische Zwecke – 1957 baute die UdSSR die erste echte Interkontinentalrakete der Welt – auch eine friedliche Variante des "Rennens ins Weltall": das "Space Race". Lange schien es so, als ob die UdSSR in der Raumfahrt technisch immer den entscheidenden Schritt vor den USA war. 1957 kreiste Sputnik, der erste Satellit, um die Erde. 1961 war Juri Gagarin der erste Mensch im All und 1963 Walentina Tereschkowa die erste Frau. Alles große Erfolge der sowjetischen Raumfahrt. Doch die USA begannen aufzuholen. 1958 wurde die Nasa gegründet und Präsident John F. Kennedy verkündete 1961, dass noch im selben Jahrzehnt ein Amerikaner den Mond betreten würde.

Buzz Aldrin am Mond.
Foto: Reuters

Trotz der Ermordung Kennedys, trotz des Vietnamkrieges, trotz der tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen in den Vereinigten Staaten während der 1960er-Jahre nahm die bemannte US-Raumfahrt immer mehr Fahrt auf. Das Mercury- und Gemini-Programm brachten die notwendigen Erfahrungen für die geplanten Mondmissionen, das Apollo-Programm.

Auch die Katastrophe von Apollo I, als die drei Mann der Besatzung dieser Mission bei einem Feuerunfall während einer Übung in der Kommandokapsel ums Leben kamen, konnte das Vorhaben nicht stoppen.

Am 16. Juli 1969 erhob sich die Saturn-V-Rakete, das geistige Kind Wernher von Brauns, des Entwicklers der V2, von Cape Canaveral. "The Eagle has landed" lautete die Botschaft der Nasa am 21. Juli 1969 an hunderte Millionen Menschen, die die erste Mondreise weltweit verfolgten. Neil Armstrong konnte seinen kleinen Schritt für einen Menschen machen. Das weitere Apollo-Programm verlief beinahe reibungslos, bis auf Apollo XIII. Bei dieser Mission kam es beinahe zur Katastrophe auf dem Weg zum Mond. 1972 fand mit Apollo XVII der letzte Mondflug statt und 1975 kamen ein letztes Mal eine Saturn-V-Rakete und ein Apollo-Raumschiff zum Einsatz. Das Apollo-Sojus-Test-Projekt war ein friedliches Treffen der USA und der UdSSR, als Raumschiffe der beiden Gegner des Kalten Krieges in einem Erdorbit aneinander andockten.

Die Mondlandung zum Nachhören

Über 170 historische Töne und Film-Clips dokumentieren die Entwicklung der bemannten Raumfahrt bis zum Ende des Apollo-Programmes. Viele Töne in der Ausstellung sind Radiobeiträge des United States Information Service oder stammen aus Ö1-Journalen des ORF. Aber auch Eigenaufnahmen der Mediathek finden Verwendung, wie die Aufzeichnung der Eröffnung der Sonderausstellung "Raumflug zum Mond" 1971 im Technischen Museum Wien. Ehrengast war damals James Lovell, der Kommandant von Apollo XIII.

Privater Tonbandmitschnitt der Rundfunkübertragung des Flugs von Apollo 11
Foto: Österreichische Mediathek, Emesz

Ausstellung "High Moon" im Technischen Museum

Auch das Technische Museum widmet sich dem Thema Mondlandung und zeigt bis 5. Oktober die Schau "High Moon" mit einem Rückblick auf das "Space Race" der 1960er-Jahre. Präsentiert werden unter anderem Großmodelle des Apolloprogrammes aus der Sammlung des Museums. (Anton Hubauer, 19.7.2019)

Anton Hubauer kuratierte die Onlineausstellung "Fly Me to the Moon". Er ist Historiker und Medienarchivar in der Österreichischen Mediathek in Wien.

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