Daniel Pfeifenberger öffnet die Tür zum neuen Bienenhof in Salzburg-Süd direkt an der Salzach. An der Wand des Verkaufsraums hängen Holzregale in Wabenform, darin stehen Weckgläser voll mit goldgelbem Honig. Dieser Biohonig ist total regional, denn die Bienenstöcke des 38-jährigen Imkers stehen auf den Stadtbergen. Die fleißigen Insekten auf dem Kapuzinerberg haben sogar Festungsblick vom Klostergarten aus. Dort wurden zuletzt vor über 100 Jahren Bienenvölker gehalten. Daniel Pfeifenberger hat diese Tradition vor vier Jahren wiederbelebt, und er nutzt auch eine fast vergessene Art der Honiggewinnung.

Die Bienen am Kapuzinerberg haben Festungsblick. Im Klostergarten sind seit vier Jahren die fleißigen Tiere aktiv.
Bienenlieb

Denn der Honig der Imkerei Bienenlieb wird gepresst und nicht geschleudert. Dadurch müssen die Waben zur Wiederverwendung nicht behandelt werden. "Wir pressen die Wabe aus, und im Frühling bauen die Bienen neue", erklärt der Imker. Dadurch verliere man zwar 20 Prozent Ertrag, doch es sei nachhaltiger, ergebe mehr Wachs, und im Honig befinde sich ein höherer Pollengehalt, der das Immunsystem trainiere.

Patenschaften

Auch sonst setzt der Imker auf eine schonende Bewirtschaftung seiner 250 Stöcke. Jetzt im Juli ist Erntezeit. Der überschüssige Honig wird nur ein bis zwei Mal pro Jahr entnommen. Ein Teil der gefüllten Waben bleibt den Bienen, damit sie sich im Winter davon ernähren können und nicht mit Zuckerwasser gefüttert werden müssen.

Daniel Pfeifenberger bewirtschaftet mit seinen sieben Mitarbeitern 250 Bienenstöcke in der Stadt Salzburg.
Bienenlieb

Um mehr Bienen in die Stadt zu bringen, hat Pfeifenberger ein interessantes Geschäftsmodell entwickelt. Über Patenschaften sichert er das Material, den Aufwand und die Arbeitszeit für die Stöcke. Einzelpersonen können für einen Jahresbeitrag von 190 Euro sechs Kilo Honig erwerben, inklusive laufenden Infos, wie es den Bienen geht.

Bis zu 35 Prozent Rendite

Seit 2017 bietet Bienenlieb auch Firmenpatenschaften an. Für 490 Euro kann ein Unternehmen Pate für einen ganzen Bienenstock werden, dafür bekommt es die ganze Honigernte. Die Firma übernehme de facto das Honigrisiko, kann in guten Jahren aber auch mit einer Rendite von bis zu 35 Prozent aussteigen, sagt Pfeifenberger. Das erkannte auch ein deutscher Investmentfonds und wollte gleich 700 Bienenstöcke übernehmen – was aber die Kapazität von Bienenlieb überstieg. Ab zehn Stück können die Bienenvölker am eigenen Firmengelände einziehen. Die Betreuung der Stöcke übernimmt zur Gänze die Imkerei.

Pfeifenbergers Familie hält seit Generationen Bienen. Das Imkern war anfangs noch ein Hobby. Der Salzburger war mit einer EDV-Firma und Agentur selbstständig, als er vor neun Jahren mit seinen ersten sechs Bienenstöcken im Stadtteil Gneis begonnen hat. Das Interesse von Freunden und bekannten Lehrern sei groß gewesen, sagt Pfeifenberger. Daher gründete er die Imkerei, die, wie der Name schon sagt, auch Lobbying und Aufklärung für die Bienen betreiben soll.

Bienen statt Beton

Mittlerweile beschäftigt Pfeifenberger sieben Mitarbeiter in dem Landwirtschaftsbetrieb mit einem Umsatz von 350.000 Euro und ist Obmann des Salzburger Imkervereins. Ende Juni wurde der neue Bienenhof in der Josefiau eröffnet. Das ehemalige Betonwerk wurde mit viel Liebe und Unterstützung der Bauunternehmen renoviert.

In das ehemalige Betonwerk ist nun der Bienenhof eingezogen. Die beteiligten Bauunternehmen haben teilweise das Material gespendet.
Bienenlieb

Neben einem Verkaufsraum, einer Schauküche, Büros und einem Veranstaltungsraum wurde auch ein Café eingerichtet. Im Bienenhof finden Schulungen für Imker, Kochkurse sowie Workshops für Kindergarten- und Schulkinder statt. Firmen können den Veranstaltungsraum auch mieten. Sogar eine Destillieranlage für den hauseigenen "Gin Bien" gibt es.

Im Verkaufsraum des Bienenhofs gibt es neben regionalen Stadthonig auch den hauseigenen "Gin Bien".
Bienenlieb

Um das Bienenzentrum ermöglichen zu können, haben viele Partner mitgeholfen. 250.000 Euro Eigenmittel, 400.000 Euro kommen vom Bauunternehmen Porr, und 300.000 Euro sollen mittels Crowdfunding, Partnerfirmen und Förderungen finanziert werden – hinzu kommt ein Kredit in der Höhe von 300.000 Euro. (Stefanie Ruep, 16.7.2019)