Felix Neureuther über Reaktionen in den sozialen Medien: "Viele lassen sich davon einschüchtern."

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Der zurückgetretene Skistar Felix Neureuther vermisst im deutschen Spitzensport meinungsstarke Charaktere. "Ich bedauere das sehr, dass sich keiner mehr was richtig zu sagen traut oder mal auf den Tisch haut", sagt der 35-Jährige, der seine Karriere im vergangenen Winter beendet hat, im Interview mit der "Welt".

Als Grund dafür sieht er auch die heutigen Gepflogenheiten im Internet. "Sicher ist es auch mit den sozialen Medien nicht leichter geworden. Viele lassen sich davon einschüchtern", so Neureuther. "Aber dann gibt es eben mal blöde Kommentare, das gehört dazu. Recht machen kann man es eh nicht jedem. Es fehlen einfach die Charaktere."

"Positives Beispiel: Megan Rapinoe"

Als positives Beispiel nennt Neureuther die Fußballerin Megan Rapinoe von Weltmeister USA, die sich zuletzt bei der WM in Frankreich klar gegen US-Präsident Donald Trump positioniert hatte und gegen Ungerechtigkeit, Homophobie und Rassismus kämpft. "Die hat da schon richtig Gas gegeben, aber das ist auch gut so. Du brauchst so Persönlichkeiten, an denen du dich reiben kannst, und allein wegen Megan Rapinoe habe ich mich sehr gefreut, dass die Amerikanerinnen den Titel gewonnen haben", sagt Neureuther. "Wir brauchen mehr solche Vorbilder im Sport."

Eine Karriere als Funktionär schließt Neureuther indes aus. "Das würde nicht hinhauen, weil ich einfach meinen eigenen Kopf habe und dazu das Gefühl, dass ich dort nichts bewegen könnte. Weil das ganze System so eingefahren ist, da wäre das verlorene Zeit und verlorene Energie." Außerdem: "Die Verbände würden es auch nie zulassen, mich dort zu integrieren, weil ich zu sehr anecken würde." (sid, 16.7.2019)