Eine Meta-Analyse hat gezeigt: 64 Prozent aller Männer und 73 Prozent aller Frauen halten ein Baby mit dem linken Arm.

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Mehr als zwei Drittel aller Menschen tragen ein Baby vorzugsweise auf dem linken Arm. Bei Frauen sind es sogar drei Viertel, ebenso unter Rechtshänderinnen und Rechtshändern. Das ist das Ergebnis einer Meta-Analyse von 40 Studien aus den vergangenen 60 Jahren, die ein Forscherteam der Ruhr-Universität Bochum (RUB) durchgeführt hat.

Als möglichen Grund für diese Vorliebe geben die Experten an, dass die Verarbeitung von Emotionen vor allem in der rechten Gehirnhälfte erfolgt, die mit der linken Körperseite verknüpft ist.

Linke Tendenzen

Seit 1960 haben sich Forscher damit beschäftigt, ob und warum Menschen beim Wiegen von Babys eine Präferenz für die linke oder rechte Seite haben. Manche Studien belegten eine Vorliebe, andere nicht. "Um den Effekt zu klären, haben wir alle Studien zu diesem Thema gesucht, die wir finden konnten", sagt Julian Packheiser, insgesamt 40 Untersuchungen bezogen die Bochumer Forscher in ihre Analyse ein. Das Ergebnis: Zwischen 66 und 72 Prozent aller Menschen halten einen Säugling mit dem linken Arm. Bei Rechtshändern sind es mit 74 Prozent sogar noch mehr, während es bei Linkshändern nur 61 Prozent sind.

Ähnlich ist das Verhältnis bei Männern und Frauen: 64 Prozent aller Männer und 73 Prozent aller Frauen halten ein Baby mit dem linken Arm. "Es kann natürlich sein, dass es Zusammenhänge zwischen Geschlecht und Händigkeit gibt", erklärt Packheiser. Immerhin haben Männer eine um 23 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, Linkshänder zu sein als Frauen. "Dieser Zusammenhang wurde aber leider in keiner Studie betrachtet", so der Forscher.

Emotionen möglicherweise ausschlaggebend

Über die Gründe für die Seitenvorliebe wurde schon viel spekuliert. Vielleicht halten Rechtshänder das Baby nur deswegen links, damit sie die rechte, geschicktere Hand frei haben. Da Emotionen aber vorrangig in der rechten Gehirnhälfte verarbeitet werden, könnte es auch sein, dass Menschen dazu neigen, ihr Baby in ihr mit der rechten Hirnhälfte verknüpftes linkes Gesichtsfeld zu bringen. Das könnte besonders für Mütter gelten, die schon während der Schwangerschaft eine starke emotionale Bindung zu ihrem Kind aufbauen.

Was Männer anbelangt, setzen die Bochumer Forscher auf eine eigene Studie zum Thema Umarmungen. Darin hatten sie herausgefunden, dass Männer, denen es unangenehm ist, andere Männer zu umarmen, sich wegen der starken negativen Emotionen eher von links in den Arm nehmen. "In weiteren Studien müsste man also den emotionalen Kontext des Baby-Haltens mit einbeziehen", sagt Julian Packheiser. (red, 17.7.2019)