"Klar fühle ich mich am nächsten Tag oft energielos und bin nicht ausgeruht, wenn ich am Abend zuvor froh und guter Laune war."

Foto: Imago

Kennen Sie den WHO-5 Fragebogen zum Wohlbefinden? Er wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als so genanntes Depressions-Screening entwickelt. Fünf Antworten auf fünf Fragen mit Punktewertung sollen darüber Auskunft geben, ob man sich halbwegs wohlfühlt oder doch von einer Überlastung, einem Burnout oder einer Depression geplagt wird.

Alles beginnt mit der Einleitung "In den letzten zwei Wochen...".

Darauf folgen

1. "...war ich froh und guter Laune",

2. "...habe ich mich ruhig und entspannt gefühlt"

3. "habe ich mich energisch und aktiv gefühlt",

4. "...habe ich mich beim Aufwachen frisch und ausgeruht gefühlt"

Und schließlich

5. "...war mein Alltag voller Dinge, die mich interessieren."

Die Antwortmöglichkeiten dazu lauten von "Die ganze Zeit" (5 Punkte) abwärts über "Meistens" (4), "Etwas mehr als die Hälfte der Zeit" (3), "Etwas weniger als die Hälfte der Zeit" (2) hin zu "Ab und zu" (1) bis "Zu keinem Zeitpunkt". Dafür gibt es no, na: null Punkte.

Zwischen dem sechsten und siebten Halswirbel

Von 25 möglichen Punkten gelange ich dabei zu folgendem Ergebnis: Ich muss zwar nicht unbedingt eingeliefert und stationär behandelt werden. Ein mehrwöchiger gemeinsamer Strandurlaub mit Hildegard von Bingen und dem kroatischen Wunderheiler Braco im Ferienhaus von Paulo Coelho, inklusive Lichttherapie und Beseitigung der unangenehmen Situationen zwischen dem sechsten und siebten Halswirbel sowie unten in der Steißgegend, wäre aber auch kein Schaden.

Das Zauberwort heißt Resilienz

Allerdings muss man in dieser Diagnose, die mich etwas belastet und depressiv macht, das Positive erkennen. Ich denke, es ist zum Beispiel gut, wenn mich im Alltag viele Dinge nicht interessieren. Das ist erstens eine Frage des Alters. Man kommt ja immer öfter an derselben Stelle vorbei. Zweitens entspannt es ungemein, wenn man sich von Dingen freimachen kann, die einen belasten. Klar fühle ich mich am nächsten Tag oft energielos und bin nicht ausgeruht, wenn ich am Abend zuvor froh und guter Laune war. Das Zauberwort hier heißt Resilienz.

David Lynch wollte einmal eine Therapie machen. Der Psychologe riet ihm dringend davon ab. Seine Filme würden danach andere werden. Ok, dann nicht. Später wurde er selbst Psycho-Onkel. Aua. (Christian Schachinger, 17.7.2019)