Shin Splints sind eines der häufigsten Läuferleiden.

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Franziska Zoidl ist Journalistin und begeisterte Läuferin. Wenn es einmal wehtut, schreibt sie darüber.

Unlängst verspürte ich gleich nach dem Aufstehen in der Früh einen altbekannten Schmerz. Auf dem Weg vom Bett ins Bad versetzte mir jeder Schritt einen Stich an der Innenseite meines rechten Unterschenkels, also am Rand meines Schienbeins. Ich setzte mich hin und betastete mein Bein. Innerhalb weniger Sekunden fand ich eine Stelle, die höllisch wehtat, sobald ich mit dem Finger hineindrückte.

Ich seufzte. Denn ich hatte schon einen Verdacht, was los war. Ich hatte mir beim Laufen wieder einmal mein Schienbein beleidigt. Erst am Vortag hatte ich meinen längsten Trainingslauf seit Monaten absolviert. Ganz locker zwar, nach guter Vorbereitung und vor allem schmerzfrei – aber meinem Körper war es wohl trotzdem zu viel gewesen. Vor einigen Jahren hatte ich schon einmal Shin Splints, also ein Schienbeinkantensyndrom, das durch die Überlastung beim Laufen entsteht.

Es ist ein häufiges Leiden von Läufern und, so viel weiß ich mittlerweile, sehr, sehr langwierig. Seit meinen letzten Schienbeinproblemen habe ich einige Profis kennengelernt, an die ich mich in einem solchen Fall wenden kann. Meiner Lauftrainerin gab ich als Erstes Bescheid. "Scheiße", antwortete sie nur – und verordnete mir eine sofortige Laufpause.

Vorsichtige Ferndiagnose

Dann schickte ich der Sportmasseurin meines Vertrauens eine SMS. Sie biegt mir meine verspannten Waden einmal im Monat zurecht und ist bei Schmerzen jeder Art meine erste Anlaufstelle. Nur dieses Mal konnte sie mir nicht helfen: Sie ist im Urlaub.

Also schrieb ich eine E-Mail an meinen Physiotherapeuten, den Experten für meine sportlichen Notfälle. Er hat mich schon mehrmals mit – wahnsinnig schmerzhaften – Faszienbehandlungen und Tapen wieder fit gemacht, zuletzt vor dem Wien-Marathon im Frühjahr. Er schrieb mir am nächsten Tag zurück: Er hat erst nächste Woche einen Termin für mich. "Aber das klingt für mich nach Shin Splints", wagte er eine vorsichtige Ferndiagnose – und bestätigte damit meine Befürchtung.

Was jetzt zu tun ist, weiß ich aus Erfahrung: Ich werde mein Bein kühlen und oft mit Schmerzsalbe einschmieren. Mir hilft auch, meine Muskeln abends zu dehnen und in der Nacht Kompressionsstrümpfe zu tragen. Am allerwichtigsten ist aber: Ich muss jetzt so lange pausieren, bis die Schmerzen wieder verschwunden sind.

Ziel vor Augen

Das klingt einfacher, als es tatsächlich ist. Besonders wenn man, so wie ich, mit dem Berlin-Marathon Ende September ein Ziel vor Augen hat, auf das man seit Monaten mit einem Trainingsplan hintrainiert. Bis die Schmerzen weg sind, können Wochen vergehen. Nun soll ich also meiner Kondition dabei zuschauen, wie sie Tag für Tag verfällt?

Schon klar: Ich darf Alternativsportarten machen. Ich gehe also rudern, Rad fahren und schwimmen und mache wieder öfter Krafttraining im Fitnessstudio. Mit gezieltem Training, so wie ich das aus den letzten Monaten gewohnt bin, hat das bei mir aber wenig zu tun.

Mein Mann ist schon nach wenigen Tagen genervt von meinem Gejammere. Ich bin es auch. Nächste Woche gehe ich zur Physiotherapie. Fortsetzung folgt. (Franziska Zoidl, 21.7.2019)