Die bibliophilen Seiten von Kunst: aus der Serie "Phil" von Jeff McMillan

Foto: Galerie König

Über Gerhard Rühm hat sie promoviert. Das Zwischenreich von Kunst und Literatur hat Christine König aber auch nach ihren Studienjahren nicht losgelassen. Zum zweiten Mal nach 2015 widmet die Wiener Galeristin ihre Sommerausstellung dem Verhältnis von Text und Bild. Books + Papers nennt sie die Zusammenschau von 17 Künstlerpositionen, die sich höchst unterschiedlich mit dem Einfluss der Buchkultur auf die bildende Kunst auseinandersetzen.

Rühm und die Wiener Gruppe sind dabei natürlich als Resonanzraum präsent, die Ausstellung in der Wiener Schleifmühlgasse punktet aber in erster Linie mit heutigen Positionen. Wie komplex das Verhältnis sein kann, zeigt zum Beispiel der deutsche Künstler Philip Loersch. Er hat ganz fotorealistisch Fragmente des Armen Heinrich oder eines Prado-Führers auf Specksteine übertragen. Entstanden sind so hybride Skulpturen, die sowohl von der erzählerischen Dimension von Kunst als auch von der bildnerischen von Literatur berichten.

Abwesenheiten

Letzteres kann man gut in den Arbeiten des Engländers Jeff McMillan studieren. Der Künstler setzt sich mit den bibliophilen Seiten des Büchermachens auseinander. Biblio nennt er denn auch die Serie, die bei König zu sehen ist. Reispapier, in das Bücher erst ein-, dann ausgewickelt werden, koloriert er mit Tusche und erzeugt so Rahmungen für Kunstwerke, die verschwunden zu sein scheinen.

Lücken und Abwesenheiten ziehen sich wie ein roter Faden durch die Schau, zum Beispiel in einer Fotoserie von Margherita Spiluttini, die ihren Mann Adolf Krischanitz und Wolfgang Kos zeigt und in der das Medium Buch im allerletzten Bild aufscheint, oder in einer Serie von Humphrey Ocean, der auf Damastservietten des Restaurants, in dem Raymond Chandler The Little Sister schrieb, dessen Buchcover abbildet. Nicht immer gehen Text und Bild harmonisch zusammen, die Reibungen, die beim Zusammenspiel entstehen, können aber höchstproduktiv sein. (Stephan Hilpold, 17.7.2019)