Es mag für viele unverständlich sein, dass die italienische Regierung, die die Benetton-Tochter Atlantia für den Einsturz der Autobahnbrücke in Genua vor einem Jahr verantwortlich macht, ihr nun den Zuschlag für den Einstieg in die Alitalia gibt. Doch genau das Unglück mit 42 Toten dürfte den Ausschlag gegeben haben. Laut Medienberichten steckt Atlantia nicht freiwillig rund 300 Millionen Euro in die marode Fluglinie, sondern nur unter massivem politischem Druck. Zweimal hat Atlantia bereits Geld bei der Alitalia verbrannt. Die jüngste Beteiligung dürfte eine Art Ablasszahlung für Genua sein.

Das Unternehmenswrack Alitalia ist ein Symptom für eine tiefe Krise.
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Für die Alitalia ist die Infrastrukturholding Atlantia sicher ein geeigneter Partner, der viel von der Luftfahrt versteht. Dennoch gibt es wenig Grund zur Hoffnung, dass die neuen Eigentümer bei der Sanierung der Airline mehr Erfolg haben werden als die früheren. Milliarden an Steuergeldern und privatem Kapital wurden in den letzten 20 Jahren bereits verbrannt. Der Staat wird die Mehrheit halten, um einen weiteren Jobabbau zu verhindern – ein sicheres Rezept für neue Verluste.

Alitalia ist nicht lebensfähig und gehört, so wie zuvor andere europäische Fluglinien, liquidiert. Für den Luftverkehr in und aus Italien können Billigairlines sorgen. Dass stattdessen nun Geld nachgeschossen wird, zeigt, wie gering der Reformwillen in Italien ist. Das Unternehmenswrack Alitalia ist ein Symptom für eine noch tiefere Krise. (Eric Frey, 16.7.2019)