Wird zu viel Salz konsumiert, steigt das Risiko für Herzerkrankungen, Schlaganfall, hohen Blutdruck und Magenkrebs.

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Eine zu hohe Salzzufuhr wird laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit einer Reihe von Erkrankungen in Verbindung gebracht. Die Empfehlung lautet deshalb, den Salzkonsum auf etwa fünf Gramm pro Tag zu beschränken. Laut WHO überschreiten die meisten Europäer diesen Wert jedoch fast um das Doppelte – durchschnittlich werden am Tag neun bis zwölf Gramm konsumiert.

Aus diesem Grund wurde im Jahr 2011 ein freiwilliger Pakt zwischen der Lebensmittelindustrie und der britischen Regierung geschlossen, um den Salzgehalt der Lebensmittel in England zu reduzieren, um so den Gesundheitszustand der Bevölkerung zu verbessern – der sogenannte Public Health Responsibility Deal.

Keine Wirkung

Daten, die im Rahmen einer Studie am Imperial College in London erhoben wurden, deuten jedoch darauf hin, dass die gewünschten Ergebnisse dadurch erzielt werden konnten. Die jährliche Reduktion des Salzkonsums, die durch den Pakt erreicht wurde, war nicht ausreichend groß, kritisieren die Wissenschafter. Diese zu geringe Reduktion könnte für eine Vielzahl an Herzinfarkten, Schlaganfällen und Magenkrebserkrankungen in England verantwortlich sein.

Seit der Pakt beschlossen wurde, hat sich die Salzaufnahme in Teilen der Bevölkerung kaum reduziert. Welche Auswirkungen das auf die Gesundheit der Menschen hat, wurde in einer Modellierungsstudie erhoben, die im "Journal of Epidemiology and Community Health" publiziert wurde.

Mithilfe von Daten aus der National Diet and Nutrition Survey aus den Jahren 2000 und 2001 und der Aufzeichnungen der nationalen Aufnahme-Erhebungen für Natrium aus der Health Survey for England von 2006, 2008, 2011 und 2014 haben die Studienautoren die Wirksamkeit des Salzreduktionspakts überprüft.

Geringe Reduktion

Die Wissenschafter berechneten mit diesen Daten den Effekt der veränderten Salzaufnahme auf die Häufigkeit von Krankheiten, die mit einer zu hohen Salzaufnahme assoziiert werden. In den Jahren 2000 und 2001 lag die durchschnittliche tägliche Salzaufnahme in England bei 10,5 Gramm für Männer und acht Gramm für Frauen. Zwischen 2003 und 2010 reduzierte sich die Zufuhr durch Öffentlichkeitsarbeit und Lebensmittelkennzeichnung im Schnitt bereits jährlich um etwa 0,2 Gramm bei Männern und 0,12 Gramm bei Frauen.

Zwischen 2011 und 2014 – also in der Zeit nach Einführung des Public Health Responsibility Deal – konnte jedoch keine so starke jährliche Abnahme mehr beobachtet werden. Die Salzaufnahme von Männern sank jährlich nur noch um etwa 0,11 Gramm, die der Frauen um 0,07 Gramm.

Schwerwiegende Folgen

Die Autoren gehen davon aus, dass der langsamere Trend in der Abnahme des Salzkonsums in den Jahren 2011 bis 2018 für etwa 9.900 Fälle von Herzinfarkten und Schlaganfällen sowie 1.500 Fälle von Magenkrebs verantwortlich war.

Laut den Berechnungen der Wissenschafter könnte es bis 2025 zu 26.000 neuen Herzinfarkten und Schlaganfällen sowie zu 3.800 Fällen von Magenkrebs kommen, sollte der Salzkonsum nicht schneller und stärker verringert werden.

Public-Private-Partnerships wie der Public Health Responsibility Deal seien nicht ausreichend gut evaluiert, kritisieren die Wissenschafter. Obwohl durch solche Pakte die Gesundheit der Gesellschaft verbessert werden soll, werde in manchen Fällen das genaue Gegenteil erreicht.

"Es ist unwahrscheinlich, dass öffentlich-private Partnerschaften wie der Responsibility Deal, denen es an robuster und unabhängiger Zielsetzung, Überwachung und entsprechender Durchsetzung mangelt, einen optimalen Gesundheitszugewinn bringen können", fassen die Studienautoren ihre Erkenntnisse zusammen.

Die Wissenschafter betonen jedoch, dass es sich hier um eine Beobachtungs- beziehungsweise Modellierungsstudie handelt, aus der man keine direkten Rückschlüsse oder einen kausalen Zusammenhang ableiten kann. Zudem wurden die Langzeitdaten zur Salzaufnahme nicht von den gleichen Personen erhoben. Dieser Umstand könnte Einfluss auf die Ergebnisse nehmen. (red, 19.7.2019)