Die Bergung eines Teils der Air-France-Maschine im Juni 2009.

Foto: APA/AFP/Brazilian Navy/Ho

Paris / Rio de Janeiro – Zehn Jahre nach dem Absturz einer Air-France-Maschine über dem Atlantik mit 228 Toten will die französische Staatsanwaltschaft die Fluggesellschaft zur Rechenschaft ziehen. Der Vorwurf lautet unter anderem auf Fahrlässigkeit, wie am Mittwoch aus Justizkreisen zu erfahren war.

Laut Anklageschrift vom Freitag hat die Fluggesellschaft ihre Piloten nicht ausreichend auf die notwendigen Maßnahmen bei den entsprechenden technischen Problemen hingewiesen, die zu der Notlage und schließlich zum Absturz des Airbus A330 geführt hatten. Dies sei nicht erfolgt, obwohl dem Unternehmen die Risiken nach mehreren Zwischenfällen zuvor bewusst gewesen seien.

Die Vorwürfe gegen Airbus ließ die Staatsanwaltschaft dagegen fallen, sie reichen nicht für ein Strafverfahren. Es liegt nun im Ermessen eines Ermittlungsrichters, einen Prozess gegen Air France anzusetzen.

Sensoren waren vereist

Der Airbus A330 auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris war am 1. Juni 2009 über dem Atlantik abgestürzt. 228 Passagiere und Besatzungsmitglieder kamen ums Leben, darunter 28 Deutsche. Die Maschine war in ein schweres Gewitter geraten. In mehr als 11.000 Metern Höhe vereisten die Sensoren, sodass die Piloten keine Angaben zur Geschwindigkeit der Maschine mehr hatten.

Die französische Justiz ermittelt seit Frühjahr 2011 gegen Airbus und Air France wegen fahrlässiger Tötung. Die französische Luftfahrtermittlungsbehörde (BEA) hatte dazu im Juli 2012 festgestellt, dass eine unglückliche Verkettung von menschlichen und technischen Fehlern zu dem Unglück geführt habe. Die BEA empfahl auch eine bessere Ausbildung für Piloten, die auf solche Extremsituationen vorbereitet werden müssten.

In einem Gutachten hieß es, der Absturz sei vermeidbar gewesen. Die Gutachter wiesen zwar den Piloten klar die Hauptschuld zu, warfen aber auch Air France vor, dass sie ihre Piloten nicht ausreichend geschult und angewiesen habe. (APA, 17.7.2019)