Man kann Facebook keineswegs den Vorwurf machen, dass sich der Konzern die Kryptowährung Libra nicht ganz genau überlegt hat. Sie hat alle Voraussetzungen, zu einem günstigen, verlässlichen und stabilen Zahlungsmittel für weltweite Transaktionen zu werden – ein großes Plus in einer globalisierten Wirtschaft.

Dass sie dennoch auf so viel Skepsis stößt, den US-Kongress sowie die Finanzminister der G7-Staaten auf den Plan ruft, hat zwei Gründe. Angesichts der Dominanz von Facebook könnte Libra das Finanzsystem auf den Kopf stellen und zu einer globalen Parallelwährung werden, die niemand kontrollieren kann. Das birgt gewaltige Risiken für die Weltwirtschaft, viel größere als bei Bitcoin und anderen Kryptowährungen, deren Nutzen eingeschränkt ist.

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Facebook stellte die neue Kryptowährung Libra vor.
Foto: REUTERS/Dado Ruvic/Illustration

Dazu kommt Facebooks miserabler Ruf beim Umgang mit Userdaten – siehe die Cambridge-Analytica-Affäre. Und der Konzern legt gegenüber Behörden oft eine Arroganz an den Tag, die sich noch verstärken könnte, wenn er viele Billionen Libra kontrolliert. Facebook – daran ist Gründer Mark Zuckerberg selbst schuld – wird einfach nicht getraut.

Dennoch wäre es ein Fehler, das Libra-Projekt abzuwürgen. Gerade für Migranten, die ihre Löhne derzeit nur mit hohen Gebühren in ihre Heimat schicken können, wäre die neue Währung eine große Chance. Entscheidend ist eine effektive Aufsicht, etwa unter dem Dach des Internationalen Währungsfonds. Das sollte das Ziel der G7-Staaten sein. (Eric Frey, 19.7.2019)