Weiden am Neusiedler See ist hypermodern geworden. Die Datenschützer stöhnen auf darob. Die Tücken der Technik beruhigen.

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Weiden – In Weiden am See – das war stets ein kleines, feines, auch von Wiener Feinspitzen gerne besuchtes Strandbad – ist grad ein bisserl Aufregung. Das Eintrittssystem wurde auf eine Weise modernisiert, die sogar Datenschutzexperten auf den Plan ruft. Die Weidener wollen nämlich von Saisonkartenbesitzern und den kostenlos eintrittsberechtigten Weidenern selber Handvenen eingescannt haben. Nur so wird Eintritt gewährt.

Biometrische Daten seien das, zitiert der "Kurier" den Datenschutz-Experten Markus Kainz. Und da eben setzen die datenschutzrechtlichen Bedenken ein. Das ist die eine Kritikperspektive. Die andere betrifft das europarechtliche Gleichbehandlungsgebot. Früher, sagt eine Weidnerin, hätte man eine "Gesichtskontrolle" an der Kassa gehabt. Weidener hätten ein sogenanntes Null-Ticket bekommen. Fürs EU-weite Recht ein No-Go, vielfach schon ausjudiziert, ebenso vielfach allerdings auch umgangen. Vom Tiroler Skilift bis eben an den Neusiedler See.

Die Saisonkarte – 50 Euro kostet die, 4,50 Euro die Tageskarte, beides in Erwachsenenformat – sei in ihrer alten Form freilich auch missbrauchsanfällig gewesen, man habe sie weitergegeben. Was wohl mit Foto, Chip oder Ähnlichem machbar gewesen wäre, wurde in Weiden nun ins Übermorgen weitergedreht: Es ist das erste Handvenenscan-Eintrittssystem in Österreich. Zum Glück hat sich nämlich einer, der solche Systeme vertritt, in Weiden bereits beim neuen, hochhaubigen Badrestaurant "Das Fritz" und den daran angehängten Hotelplänen engagiert.

50.000 Euro hat die Installation des höchstmodernen Eintrittssystems die Gemeinde gekostet. 33.000 Besucher zählt das schöne Seebad im Jahr. Und wie das mit dem Datenschutz und dem Gleichbehandlungsgebot auch sein mag, ist dem Badebereiten meistens eher wurscht. Waltraud Sebauer betreibt seit vielen Jahren einen beliebten Souvenir- und Bauernladen. Manches Mal kommt es zu einschlägigem Disput. "Die meisten stört, dass es halt nicht funktioniert. Drei, vier Mal oder noch öfter musst du die Hand auf den Scanner legen." Die hypermodernen Zeiten haben, darin den bloß modernen gleich, auch so ihre Mucken. (Wolfgang Weisgram, 18.7.2019)