Die Filmakademie ist ein Institut der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Die Institutsleiterin trat im Frühjahr zurück, ihr bereits designierter Nachfolger Ende Juni.

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Wien – Die staatliche Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) hat einen herausragenden internationalen Ruf. Im sogenannten QS-World-University-Ranking belegte die Bildungseinrichtung heuer in der Kategorie "Darstellende Kunst" den ersten Platz – eine Premiere für eine österreichische Universität. Eines der 24 dort angesiedelten Uni-Institute ist die Filmakademie Wien, als Dozenten sind unter anderem die Regisseure Michael Haneke und Wolfgang Murnberger, die Drehbuchautoren Götz Spielmann und Kathrin Resetarits oder Produzent Danny Krausz tätig.

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit ist die Filmakademie, die auch unter dem Namen Institut für Film und Fernsehen firmiert, aber zuletzt in eine veritable Führungskrise gestürzt. Claudia Walkensteiner-Preschl, die seit 2013 das Institut führte, trat nach Universitätsangaben im Frühjahr 2019 zurück.

Rücktritt folgt auf Rücktritt

Michael Hudecek, zuvor Stellvertreter von Walkensteiner-Preschl und bereits designierter neuer Institutsleiter, musste Ende Juni zurücktreten. Nur wenig später, am 3. Juli, wurde Danny Krausz zum Institutsvorstand bestellt. Eine Stellvertreterin oder einen Stellvertreter gibt es bis dato noch nicht.

Dieses Chaos dürfte nach Informationen aus dem Umfeld des Instituts die Gründung eines Vereins, in die die Spitzen der Filmakademie involviert waren, ausgelöst haben.

Zur Vorgeschichte: Im Mai 2017 gab die Universität den Tod des langjährigen und renommierten Universitätsprofessors Peter A. Mayer bekannt. Dieser hat, wie eine Pressesprecherin der mdw auf Anfrage des STANDARD bestätigt, "der Filmakademie 2017 testamentarisch ein Legat in der Höhe von 100.000 Euro vermacht". Nur wusste die Uni damals nichts davon. Denn: "Dieses Erbe wurde fälschlicherweise dem ,Verein zur Förderung der Filmakademie' überwiesen, von dessen Existenz das Rektorat der mdw im Frühjahr 2019 erfahren hat."

Verein bereits im November 2017 gegründet

Dieser Verein wurde laut Vereinsregisterauszug aber bereits eineinhalb Jahre zuvor, am 6. November 2017, gegründet. Als Präsidentin fungiert Walkensteiner-Preschl, als Vorstandsmitglieder sind Hudecek sowie eine weitere Mitarbeiterin der Filmakademie eingetragen. Als Vereinssitz ist die Adresse der Filmakademie (Metternichgasse 12) angegeben.

Der neu gegründete Verein erhielt also ohne Wissen von Uni-Rektorin Ulrike Sych eine beträchtliche Summe aus einem Nachlass. Auch die Finanz- und Rechtsabteilung der Universität dürfte bis zum Frühjahr 2019 nichts davon gewusst haben.

Umgehungskonstruktion nicht ausgeschlossen

Es stellt sich die Frage, zu welchem Zweck der Verein von führenden Uni-Vertretern gegründet und warum dem Rektorat nicht Bescheid über den Nachlass in Höhe von 100.000 Euro gegeben wurde. Im nahen Umfeld der Filmakademie wird auch eine Umgehungskonstruktion nicht ausgeschlossen.

Fakt ist, dass laut Statut des Vereins die Unterschrift eines Vorstandsmitglieds ausreicht, um über Summen bis 1000 Euro verfügen zu können. Ab 1001 Euro müssen zwei Mitglieder gemeinsam zeichnen.

Interessant ist in dieser Causa, dass es bereits mehrere Vereine im Umfeld der Filmakademie gibt, darunter seit 1973 auch den gemeinnützigen Verein "Freunde der Filmakademie Wien", der seinen Sitz ebenfalls in der Metternichgasse 12 hat.

Im Vorstand dieses Gremiums saß etwa der verstorbene Universitätsprofessor Peter A. Mayer – aber auch jene Mitarbeiterin der Filmakademie, die in die Gründung des neuen Vereins involviert war. Zweck dieses Vereins ist es, Geldmittel zu lukrieren, "um den Filmstudierenden die bestmöglichen Ausbildungsvoraussetzungen zu gewährleisten".

Geld an Universität überwiesen

Laut dem Rektorat der mdw wurde jedenfalls "im gemeinsamen Einvernehmen" mit dem neuen Verein sowie nach notarieller Rücksprache "die gesamte Summe an die mdw überwiesen". Der Betrag werde "im Sinne des Verstorbenen ausschließlich für die Filmakademie Wien" verwendet, wie es heißt.

Offen bleibt, ob die Rücktritte der Institutsvorstände Walkensteiner-Preschl und Hudecek direkt mit der Gründung des Vereins und der Verwaltung des 100.000-Euro-Nachlasses zu tun haben. Schriftliche Anfragen blieben vorerst unbeantwortet. Auch die mdw nimmt in ihrer Antwort darauf nicht direkt Bezug.

Laut dem Rektorat der Universität für Musik und darstellende Kunst habe man erst im Frühjahr 2019 von der Existenz des Vereins erfahren. "Die Institutsleiterin der Filmakademie war zu diesem Zeitpunkt bereits zurückgetreten", heißt es. Darüber hinaus würden aus datenschutzrechtlichen Gründen "keine Auskünfte über Personalangelegenheiten" erteilt. (David Krutzler, 18.7.2019)