SAP setzt auf die Cloud.

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Der deutsche Softwarekonzern SAP kann mit seinem Programm zur Gewinnsteigerung erst 2020 durchstarten. Heuer sei wegen der Belastungen durch ein Abfindungsprogramm und Kosten für die jüngste Firmenübernahme noch nicht mit einem ganzen Prozentpunkt mehr Rendite zu rechnen, erklärte Finanzvorstand Luka Mucic am Donnerstag gegenüber Reuters.

Doch 2020 sei dann ein "sehr, sehr bedeutender Schritt vorwärts" zu erwarten. Auch Vorstandschef Bill McDermott betonte, SAP sei dem Ziel einer operativen Renditesteigerung um fünf Prozentpunkte bis 2023 auf 34 Prozent "absolut verpflichtet" und zufrieden mit den Fortschritten dabei.

Wandel

Der weltweit führende Hersteller von Software zur Unternehmensführung arbeitet schon seit rund einem Jahrzehnt daran, sich vom reinen Lizenzverkäufer zum Anbieter von Software-Abos über das Internet zu wandeln. Das ging mit milliardenschweren Firmenkäufen und zunächst niedrigeren Margen bei Cloud-Software einher. In diesem Jahr wagte sich SAP wieder an ein konkretes Renditeziel heran und versprach, bis 2023 jährlich einen Prozentpunkt draufzupacken. Der Umsatz soll zugleich um rund 10 auf 35 Mrd. Euro schnellen, sodass der Konzern ein Betriebsergebnis von 12 Mrd. Euro erreichen würde. SAP müsse jetzt liefern, forderten Analysten etwa der Banken J.P. Morgan Cazenove oder HSBC.

Dass die Softwareschmiede daran arbeitet, zeigt Mucic zufolge die stetige Verbesserung der Bruttomarge beim Cloud-Geschäft, die im zweiten Quartal um gut vier Prozentpunkte auf 68 Prozent kletterte. Insgesamt verharrte die operative bereinigte Nettorendite aber bei 27,3 Prozent. Ob SAP sein Gewinnversprechen hält, verfolgt seit Kurzem auch der neue Aktionär Elliott. Der US-Hedgefonds gab mehr als eine Milliarde Euro für knapp ein Prozent am wertvollsten DAX-Unternehmen aus. Neben mehr Rendite erhoffen sich die Amerikaner einen Aktienrückkauf, den SAP bis zu einem Kapitalmarkttag im November prüfen will.

Bilanz

Im zweiten Quartal hinterließ abermals der Abschied von tausenden älteren SAPler seine Spuren in der Bilanz. Das Betriebsergebnis sank von April bis Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut ein Fünftel auf 827 Mio. Euro. Auch die Auszahlung von Aktienboni an Beschäftigte des zuletzt gekauften milliardenteuren Unternehmens Qualtrics nagten am Ergebnis. Bereinigt um solche Sonderfaktoren verbesserte sich der operative Gewinn hingegen um 11 Prozent auf 1,82 Mrd. Euro und lag damit etwas unter den Erwartungen von Analysten. Ebenso stark erhöhte sich der bereinigte Umsatz auf 6,6 Mrd. Euro – hierbei blieb das Geschäft mit Cloud-Software aus dem Internet mit einem Plus von 40 Prozent der Wachstumstreiber.

SAP tauscht einen Teil der Belegschaft mit der Umstellung vom traditionellen Lizenzverkauf auf Abonnement-Produkte aus. Angekündigt war der Abbau von rund 4.400 der knapp 100.000 Beschäftigten weltweit, am Heimatmarkt wurde mit rund 1.200 Abgängen gerechnet. Die älteren SAPler in Deutschland hätten besonders viel Interesse an dem Abfindungsprogramm, erklärte Finanzchef Mucic. Im zweiten Quartal fielen daher weitere knapp 200 Mio. Euro Kosten für den Umbau an. Insgesamt nimmt SAP damit gut eine Milliarde Euro in die Hand, damit die Personalkosten ab 2020 um einen Betrag in fast dieser Höhe sinken.

SAP-Chef McDermott erklärte, der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr sei felsenfest. Der Betriebsgewinn soll währungsbereinigt um 9,5 bis 12,5 Prozent auf 7,85 bis 8,05 Mrd. Euro steigen. "Wir sind sehr zuversichtlich über 2019", unterstrich McDermott. (APA, 18.7.2019)