Netflix sieht sich bald mit noch mehr Konkurrenz konfrontiert.

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Serien wie "Stranger Things" haben Netflix zu großer Popularität verholfen – jedoch gibt es mittlerweile eine Reihe an Rivalen.

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Mit seinen neuesten Geschäftszahlen überbrachte der Videostreaming-Primus Netflix seinen Investoren eine gute und zwei schlechte Nachrichten. Positiv lässt sich vermerken, dass man im letzten Quartal weltweit etwa 2,6 Millionen Abonnenten gewinnen konnte.

Die schlechte Nachricht: Damit liegt man nur etwa bei der Hälfte des selbstgesetzten Ziels, das da lautete, fünf Millionen Neukunden zu akquirieren. Nicht nur das, am US-Heimatmarkt hat man sogar 126.000 Abonnenten verloren. Die Zahlen zeigen: Der Streaming-Markt nähert sich langsam, aber sicher einem Wendepunkt.

Die Pionierzeit ist vorbei

Jahrelang haben die Anbieter ein weitgehend unbeackertes Feld vorgefunden. Und wenngleich es international noch einige Luft nach oben gibt, muss sich Netflix dieses Feld mit immer mehr anderen Anbietern teilen. Darunter fallen nicht nur langjährige Konkurrenten wie Amazons Prime Video, sondern auch regionale Anbieter und Sparten-Streamingdienste, die gezielt Fans bestimmter Genres besser bedienen, als es ein "Universalanbieter" kann.

Hinzu kommt, dass die Kundschaft wohl nur eingeschränkt bereit ist, Geld für mehrere Streamingdienste auszugeben. Ein bis zwei Abos mögen noch leistbar sein, doch wer etwa Game of Thrones, Stranger Things und American Gods legal sehen will, muss heute bereits bei drei Anbietern einwerfen. Ein Problem, das sich mit der wachsenden Zahl an Streamingservices – Disney, NBC und CBS stehen etwa in den Startlöchern – verschärfen wird.

Netflix muss neue Hits produzieren

Für die Netflix-Abonnenten werden die Folgen bereits spürbar. Einzelne Shows sind schon aus dem Programm verschwunden, zahlreiche weitere sind ab 2020 oder 2021 nicht mehr im Katalog. Für Hitserien wie Daredevil oder Jessica Jones kann man daher auch keine neuen Staffeln produzieren. Wer neue Abenteuer von Marvel-Comichelden sucht, wird künftig bei Disney+ fündig. Kein Wunder, dass Netflix in den kommenden Jahren seine Investitionen in eigene Produktionen weiter steigern wird – es gibt schlicht keine Alternative dazu.

Dazu sind für den Anbieter und seine Investoren Kundenzahlen allein noch nicht alles. Auch der Umsatz muss passen, um die langfristige Tragfähigkeit des Geschäftsmodells zu wahren. Als Mittel zum Zweck dienen hier Preiserhöhungen. Nach der letzten Anpassung im Herbst 2017 sind die Abos im vergangenen April erneut teurer geworden. Auch das dürfte einen merkbaren Beitrag dazu geleistet haben, dass die Neukundenzahlen klar unter dem selbstgesetzten Ziel liegen.

Neue Phase für US-Markt

In den USA scheint sich der Markt seinem maximalen Sättigungsgrad anzunähern, alleine Netflix hat dort über 60 Millionen Kunden – immerhin fast ein Fünftel der Gesamtbevölkerung. Mittlerweile dürfte dort fast jeder, der Interesse und eine ausreichende Internetanbindung hat, bei den Anbietern seiner Wahl untergekommen sein. Angesichts der aufkommenden neuen Konkurrenz wird sich Netflix wohl auf weitere Dämpfer und einen noch härteren Kampf um neue Abonnenten einstellen müssen. (gpi, 18.7.2019)