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Faceapp stürmt derzeit das Internet, doch die russische App wirft datenschutzrechtliche Bedenken auf.

Foto: AP

Zurzeit überfluten Bilder von alten Männern und Frauen diverse soziale Medien. Verantwortlich für diese Sensation ist Faceapp, eine Fotofilter-App, mit der es möglich ist, Gesichter altern zu lassen. Die realistischen Ergebnisse begeistern das Netz und versetzen Datenschützer in Panik, denn die Fotos werden nicht auf dem Smartphone selbst, sondern auf externen Servern bearbeitet. Bewusst ist das den wenigsten Nutzern. Da das Unternehmen hinter Faceapp aus Russland stammt, wird das Sicherheitsrisiko in den USA besonders stark diskutiert und soll vom FBI kontrolliert werden. Das fordert der US-Demokrat Chuck Schumer in einem Statement.

KI-Bearbeitung in der Cloud

Die Filter-App funktioniert mit einer KI, die berechnet, wie das abgebildete Gesicht im Alter aussehen wird. Da diese Bearbeitung eine hohe Rechenleistung benötigt, müssen jedoch die Fotos extern gespeichert und manipuliert werden. Die US-Regierung befürchtet dadurch eine Hortung sensibler Daten auf russischen Servern. Zudem verbreitete sich das Gerücht, die App würde die gesamte Fotogalerie der Nutzer auf ihre Server hochladen.

Keine permanente Speicherung in Russland

In einem Bericht des "Guardian" bestreiten die russischen Entwickler von Faceapp diese Behauptungen. Die App greife nur auf das vom Nutzer ausgewählte Bild zu, und es werde nicht dauerhaft gespeichert. Laut den Entwicklern werden die meisten Bilder 48 Stunden nach Verwendung von der Cloud gelöscht, überprüfbar ist das jedoch nicht.

Außerdem unterstrich Faceapp-CEO Jaroslaw Gontscharow, dass die Daten nie nach Russland übertragen, sondern auf den US-kontrollierten Cloud-Computing-Diensten von Amazon und Google gespeichert würden. Es würden auch keinerlei Daten weitergegeben oder verkauft. Laut den Entwicklern sammelt die App nicht viele spezifische Daten über die Nutzer, da für die meisten Funktionen keine Registrierung erforderlich ist. Auf Anfrage können gespeicherte Daten auch gelöscht werden, so Gontscharow. Dennoch ist es zu kritisieren, dass Nutzer nicht über die temporäre Speicherung ihrer Bilder informiert werden.

Datensammlung auch bei Facebook und Instagram

Die externe Speicherung und Verarbeitung von Bildern ist jedoch nichts Unübliches. Facebook macht im Prinzip das Gleiche. "Wired" merkt an, dass nicht nur die Namen Facebook und Faceapp ähnlich sind – auch die AGB der beiden Apps in puncto User-Inhalte sind beinahe identisch. In den AGB willigt der Nutzer unter anderem ein, dass mit der Verwendung des Diensts die Lizenz zur Nutzung, Reproduktion, Abänderung, Anpassung, Veröffentlichung, Übersetzung, Erstellung abgeleiteter Werke, Verbreitung und öffentlichen Aufführung eigener Inhalte unwiderruflich an die App übertragen wird.

Nicht nur Facebook und Faceapp sollten in dieser Hinsicht skeptisch betrachtet werden. Zahlreiche andere Apps eignen sich massive Mengen an Daten an. "Wired" warnt unter anderem vor Tiktok, einer Videoplattform aus China – einem Land, das für seine missbräuchliche Verwendung von Facial Recognition bekannt ist. Auch US-Botendienste verkauften zuvor sensible Daten ihrer Kunden. Daher sollte die Datenübergabe an alle Dienste, unabhängig von ihrer Herkunft, von Nutzern genau abgewogen und bedacht werden. (hsu, 18.7.2019)