Julia (14) ist seit einem Monat mit Muhamed (16) zusammen. Der Junge geht in die gleiche Schule und fährt jeden Tag mit demselben Bus wie Julia. Meist haben sich die beiden nur oberflächlich gegrüßt, doch am Abend auf einer Party hat es gefunkt. Julia hat sich ziemlich auf die Ferien gefreut und auf die gemeinsame Zeit mit Muhamed. Doch seit letzter Woche ist Schluss zwischen beiden, denn Muhamed möchte gerne doch lieber seine Freiheit genießen.

Aileen (15) und Thomas (15) gehen in die gleiche Klasse. Die beiden kennen sich schon seit dem Kindergarten. Thomas hatte im letzten Schuljahr zwei Freundinnen. Die beiden stellte er Aileen immer vor. Was gäbe Aileen dafür, wenn sie die Freundin von Thomas sein könnte. Doch er hat nur Augen für andere.

Lisa (16) und Christian (18) haben sich schon mehrmals voneinander getrennt und sind dann nach einiger Zeit wieder zusammengekommen. Diese On-off-Beziehung bleibt den Eltern von Lisa nicht verborgen. Susanna, die Mama von Lisa, bemerkt jedes Mal an ihrer Tochter, wie der Beziehungsstatus gerade ist, denn entweder ist sie total gut drauf oder am Boden zerstört. Egal wie viele Gespräche Susanna mit Lisa führt, das Mädchen lässt sich immer wieder auf Christian ein.

Zum ersten Mal verliebt sein

Es ist wohl eines der schönsten Gefühle, wenn Teenager zum ersten Mal verliebt sind. Das Leben fühlt sich an, als würde alles Unmögliche möglich werden, jedes kleine Wort und jede Geste eine Liebeserklärung der oder des anderen sein und jede Begegnung, jede Nachricht versetzt in wunderbare Glücksgefühle. Es wird versucht, jede Sekunde mit der Geliebten oder dem Geliebten zu verbringen. War es zuerst die beste Freundin oder der beste Freund, die oder der eine wichtige Stelle im Leben des Teenagers eingenommen hat, verändert sich mitunter schleichend der Stellenwert des Freundeskreises – hin zur Zweisamkeit mit der ersten Liebe.

Beziehungsstatus getrennt: Wie geht es Teenagern mit dem Liebeskummer?
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Und irgendwann ist die große Liebe vorbei

Umso schlimmer ist es, wenn die erste Beziehung in die Brüche geht. Die meisten Teenager fallen in ein riesiges Loch, denn die erste große Liebe wird als besonders intensiv erlebt, sind es doch neue Gefühle, die der junge Mensch erst kennenlernen und einordnen muss. Teenager haben während der Verliebtheit das Gefühl, das Glück bestünde nur mehr aus dem Zusammensein mit dem anderen Menschen. Nach der Trennung ist dann eines der großen Probleme das Gefühl des Alleinseins.

Die Öffentlichkeit des Beziehungsstatus durch soziale Medien macht es Teenagern zusätzlich noch besonders schwer, mit diesem Gefühl umzugehen. Die ganze Welt nimmt teil am eigenen Elend. Wenn man gezwungen ist, den Beziehungsstatus auf getrennt zu stellen, ist es sichtbar und öffentlich für die ganze Welt. Neben der Funkstille am Handy und dem Durcheinander in der Seele ist das Gefühl des enttäuschten Vertrauens und des Kummers umso größer.

Eltern und Bezugspersonen sind gefragt

In diesen Zeiten sind Eltern und Bezugspersonen oftmals nicht die bevorzugte Anlaufstelle für den Kummer des Kindes. Gleichzeitig leiden Elternteile mit und haben den Wunsch, dem eigenen Nachwuchs im Schmerz beizustehen und tatkräftig zu unterstützen, wieder Freude empfinden und Zuversicht haben zu können.

Oftmals wissen Eltern aus eigener Erfahrung, dass Trauer und Schmerz wieder vergehen werden und es trotz allem möglich sein wird, sich neu zu verlieben. Trotzdem erleben sie sich aber mitunter als hilflos ihrem Kind gegenüber. Weinen und Toben, sich ins Zimmer einschließen, lautes Musikhören oder stundenlange Telefonate und Gespräche mit der besten Freundin oder dem besten Freund, nichts essen können oder sich unnötige Kalorien zuführen sind durchaus Ausdrucksweisen der momentanen Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.

Offenheit und Zuhören

Eine große Hilfe kann sein, dass Eltern und Bezugspersonen versuchen, sich in die Situation des Teenagers hineinzuversetzen. So kann es sinnvoll sein, sich selbst an den ersten Liebeskummer zurückzuerinnern. Womöglich gibt es etwas, das damals besonders geholfen hat und womit die Erwachsenen das eigene Kind unterstützen können.

Meist können Eltern und Bezugspersonen nur anbieten zuzuhören und die Offenheit für Gespräche signalisieren. Oftmals aber sind die Peer-Group oder ältere Geschwister die erste Wahl. Da ist es gut, wenn Erwachsene sich nicht ausgeschlossen, gekränkt oder verletzt fühlen, wenn das eigene Kind lieber jemand anderem das Herz ausschüttet. Womöglich bedarf es mitunter viel Zeit und Geduld, bis ein gutes Gespräch in die Gänge kommt.

Bei Liebeskummer ist Mitleid ein schlechter Berater. Eltern und Bezugspersonen machen sich klarerweise Sorgen und wünschen ihrem Nachwuchs nur das Beste. Ehrliches Mitgefühl und Anerkennung der Trauer, der Verletztheit und des unbeschreiblich schwierigen Auf und Abs können Jugendlichen helfen, durch diesen ersten Liebeskummer gut durchzukommen. Selbstverständlich kann es auch in einem guten Gespräch helfen, von der ersten großen Liebe, dieser Enttäuschung und dem Liebeskummer zu erzählen.

Normalität statt Ausnahmesituation

Immer wieder passiert es, dass Familien durch die Trauer und den Liebeskummer des Teenagers in eine Ausnahmesituation geraten. Normalität und bestehende Regeln beizubehalten hilft dabei, eine Tagesstruktur zu haben und Klarheit zu behalten, die bei all der Trauer, all dem Durcheinander wenigstens als Stütze erlebt werden kann.

Wichtig bei all dem Chaos ist, dass Eltern und Bezugspersonen niemals aus dem Blick verlieren, dass es wieder anders werden wird. Auch wenn die erste Liebe schmerzhaft zu Ende gegangen ist, bleibt sie doch ein Leben lang in Erinnerung.

Ihre Erfahrungen?

Können Sie sich an Ihre erste Liebe erinnern? Wie sind Sie in jungen Jahren mit Ihrem Liebeskummer umgegangen? Wie unterstützen Sie Ihr Kind, wenn es Liebeskummer hat? Wie war das für Sie, als Ihr Kind Liebeskummer hatte? Posten Sie Ihre Erfahrungen und Ideen im Forum! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 19.7.2019)