Homöopathie ist beliebt, aber auch heftig umstritten. Der bisherige Stand der Wissenschaft lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Es gibt keine Krankheiten oder Beschwerden, bei denen Homöopathie nachweislich besser hilft als ein Scheinmedikament, sprich Placebo. Das ist auch der Grund dafür, warum in immer mehr Ländern Globuli und Co nicht mehr vom öffentlichen Gesundheitssystem bezahlt werden. In Großbritannien wurde Ende 2017 eine Leitlinie veröffentlicht, nach der homöopathische Arzneimittel nicht mehr zulasten des National Health Service (NHS) verschrieben werden dürfen.

Frankreich steuert in die gleiche Richtung: Anfang Juli 2019 gab die französische Gesundheitsministerin Agnès Buzyn bekannt, dass die Sozialversicherung die Ausgaben für Homöopathika nicht mehr zurückerstatten wird. Die Maßnahme soll mit 1. Jänner 2021 in Kraft treten.

In Österreich werden die Kosten für homöopathische Mittel nur in Ausnahmefällen übernommen – etwa wenn alle schulmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind und eine homöopathische Therapie eine Verbesserung der Situation bringen kann.

Globuli, die zuckerhaltigen Kügelchen, sorgen immer wieder für Diskussionen.
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Was die Bevölkerung will

In der Schweiz geht die Gesundheitspolitik einen völlig anderen Weg: Dort werden Leistungen der Homöopathie, Naturheilkunde und weitere Therapiemethoden seit 2017 von der Grundversicherung voll erstattet.

Auch in der Bevölkerung ist Homöopathie sehr beliebt. Etwa 50 Prozent der Österreicher ab 15 Jahren verwenden zumindest einmal im Jahr homöopathische Mittel, in Deutschland sind es rund 60 Prozent. Auch in den meisten komplementärmedizinischen Abteilungen von Spitälern werden homöopathische Behandlungen angeboten. "Es macht überhaupt keinen Sinn, sich solchen Wünschen der Patienten in den Weg zu stellen. Damit riskiert man nur, dass sie sich von der Schulmedizin verabschieden und in den alternativmedizinischen Sog gezogen werden", sagt etwa Rupert Bartsch, Onkologe an der Med-Uni Wien.

Placeboeffekt nutzen?

Möglicherweise wirkt der Placeboeffekt bei homöopathischen Mitteln sogar stärker als bei pharmazeutischen Arzneimitteln. Während die Nebenwirkungsfreiheit hochverdünnter homöopathischer Mittel die Wirkungserwartung verstärken dürfte, können die Beipackzettel von Medikamenten über mögliche unerwünschte Nebenwirkungen die Wirkungserwartung der Patienten und damit den Heilungserfolg schmälern.

Sind Homöopathika per se schlecht oder wirkungslos? Soll man den Placeboeffekt nutzen und sie in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufnehmen – oder sollte jeder, der Globuli und Co anwenden will, selbst dafür bezahlen? Welche Meinung haben Sie? Teilen Sie mit uns ihre Argumente! (gueb, 19.7.2019)