Lydia war campen. Auf Fuerteventura. Mit einem klapprigen alten Bus. Es war das Gegenteil von Glamping, der glamourösen Art des Campens mit allem Schnickschnack. Sie hatte einen kleinen Gaskocher, einen Schlafsack und stellte den Bus jeden Tag an einem anderen Ort ab. Nie auf einem Campingplatz. Und so war, wieder zu Hause, die meistgestellte Frage nicht die nach dem Wetter, dem Essen und den sehenswürdigsten Kerlen, sondern die nach dem Toilettengang. Denn schnell war klar, der Bus hatte gerade einmal ein Radio, aber weder Dusche noch Klo.

Der junge Mann hat es leicht. Ihm macht es nichts aus, beim Pinkeln beobachtet zu werden.
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"Am Anfang war es wirklich ein wenig unangenehm", erzählt Lydia, "denn auf Fuerteventura gibt es nicht immer so viele Sträucher, dass man einigermaßen einen Sichtschutz hat. Dann hockerlt man sich halt hinter eine Düne ..."

Gesprächswendung

Nicht selten fühlten sich ihre Gesprächspartner dann dazu animiert, ihre eigenen und schlimmsten Pinkelerlebnisse zu gestehen. Da war etwa die eine Freundin, die ein rauschendes Fest gab. Und das meiste vom Rausch blieb in einem der Gäste hängen, der als Konsequenz dann auf der Toilette einschlief. So fest, dass er nicht mehr zu wecken war und darau hin die anderen Gäste in die Badewanne umgeleitet werden mussten.

Und ab durch die Hecke ...
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Aber man gewöhnt sich anscheinend an alles, wie eine andere Geschichte beweist. In der geht es um den Proberaum einer Band, im Keller einer Schule. Geprobt werden darf nur, wenn kein Schulbetrieb ist, und die Bandmitglieder haben lediglich einen Schlüssel für den Keller. In diesem gibt es zwar meistens einen großen Durst, aber keine Toilette. Man müsste bis zum nächsten Wirt gehen, um dort pinkeln zu können, was aber regelmäßig das Ende der Probe bedeutete, weil vom Dorfwirt keiner der durstigen Bandmitglieder mehr zurückgekommen ist. Bis der Leadgitarrist eines Tages einen Deckel im Boden aufhob und darunter den Kanal fand. Jetzt ist der Deckel immer einen Spalt offen. Das riecht man auch. Nicht nur, weil es aus dem Kanal riecht, sondern auch, weil es mit fortwährender Probendauer nicht mehr allen Musikern gelingen will, in den schmalen Spalt zu treffen. Gastgigs gibt es dort inzwischen übrigens nicht mehr.

Kinder und Urlaubsreise

Lydia kennt heue jede Menge Rastplatzerlebnisse, die an Grauslichkeit kaum zu überbieten sind. Und wer mit Kindern auf Urlaub fährt, der hat da wohl ohnedies mehr Geschichten zu erzählen, als das Postingformat erlaubt.

Bei welcher Leitplanke kamen Sie nicht umhin, diese als Ihr Revier zu markieren? Was waren Ihre wildesten Erlebnisse? Und sind Sie auch so herzlos wie jener Mann, der vor gar nicht allzu langer Zeit mit einer Seelenruhe vor mir durch Wien fuhr, während sich zwei Kinder minutenlang aus den hinteren Fenstern heraus übergaben? Das Bild war mitleiderregend. Bis der Wagen an der ersten Straßenbahnstation vorbeifuhr und nicht alle Wartenden sofort gesehen haben, was auf sie zukommt.

Ausnahmsweise ein Bild ohne Bildunterschrift. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf.
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Gut, das hat jetzt wirklich nichts mehr mit pinkeln zu tun. Aber wenn wir schon bei den Öffis sind, dann schließen wir doch den Kreis mit dem jungen Mädchen, das von seinem Vater in der U-Bahn ermahnt wird. "Mama hat dir doch gesagt, dass du nicht an der Haltestange schlecken sollst, und du tust es doch." Worauf die Kleine antwortet: "Und Mama hat dir gesagt, dass du nicht ins Waschbecken pinkeln sollst, und du tust es trotzdem."

Meine 50 Cent

Welche argen Geschichten haben Sie erlebt, gehört oder gar gesehen, die sich zwischen Rastplatz, Straße, U-Bahn-Station, Flugzeug und Badezimmer abspielten? Wo sind Sie schon mit heruntergelassener Hose erwischt worden? Zahlen Sie gerne die 50 Cent an der Autobahnraststation, oder sind sie da lieber knausrig und einfallsreich? (Guido Gluschitsch, 26.7.2019)