Eine iranische Drohne auf einem Archivbild.

Foto: APA / AFP / Iranian Defence Ministry

Washington/Teheran – Ein weiterer Zwischenfall in der Straße von Hormus hat neue Ängste vor einer militärischen Eskalation zwischen den USA und dem Iran geschürt. Gleichzeitig gibt es aber auch Anzeichen für Verhandlungsbereitschaft auf beiden Seiten: Der Iran soll laut einem Medienbericht den USA strikte internationale Kontrollen seines Atomprogramms angeboten haben, sollten die USA ihre Sanktionen gegen das Land aufheben.

Die Mannschaft eines US-Marineschiffs zerstörte nach Angaben von Präsident Donald Trump am Donnerstag in der Meerenge eine iranische Drohne. Viele Details blieben aber zunächst unklar, zumal die iranische Seite den Vorfall nicht bestätigte. Außenminister Mohammed Jawad Zarif erklärte am Sitz der Vereinten Nationen in New York, der Iran habe keine Informationen über den Verlust einer Drohne.

Die USA könnten vielmehr "irrtümlich" eine eigene Drohne über der Straße von Hormus abgeschossen haben, sagte der iranische Vizeaußenminister Abbas Araqchi. Der Iran habe keine Drohne verloren, erklärte Araqchi seine Einschätzung am Freitag im Kurzbotschaftendienst Twitter.

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Trump sagte in Washington, die Drohne sei dem Marineschiff USS Boxer sehr nahe gekommen und habe die Sicherheit des Schiffes und seiner Crew gefährdet. Mehrere Aufforderungen, die Drohne zurückzuziehen, seien ignoriert worden. Sie sei daraufhin sofort zerstört worden.

Es ist nicht der erste Zwischenfall dieser Art zwischen den beiden Ländern. Vor knapp einem Monat hatten die iranischen Revolutionsgarden eine amerikanische Aufklärungsdrohne abgeschossen, weil sie angeblich den iranischen Luftraum im Persischen Golf verletzt hatte. Die US-Regierung gab an, dass die Drohne in internationalem Luftraum geflogen sei. Daraufhin spitzte sich der Konflikt gefährlich zu. Die USA bereiteten einen Gegenschlag vor, den Trump nach eigenen Worten kurz zuvor stoppte.

Der US-Präsident sprach von der "jüngsten von vielen provozierenden und feindlichen Aktionen des Iran gegen Schiffe, die in internationalen Gewässern operieren", hielt sich aber mit weiteren Drohungen an die Adresse Teherans zurück.

Öltanker festgesetzt

Der Iran wiederum setzte nach eigenen Angaben einen ausländischen Öltanker im Persischen Golf fest und nahm die Besatzung fest. Die iranischen Revolutionsgarden (IRGC) teilten am Donnerstag auf ihrem Webportal mit, sie hätten den Tanker mit angeblich einer Million Liter geschmuggelten Öls in der Nähe der Straße von Hormus gestoppt und die zwölf ausländischen Crew-Mitglieder festgenommen.

Aufnahmen des iranischen Auslandsfernsehens Press TV zeigen den Öltanker Riah, dessen Signal am vergangenen Wochenende vor der iranischen Küste verschwunden ist. Darauf ist zu sehen, wie zwei Schnellboote die Riah umkreisen. Das Schiff wurde nach iranischen Angaben am Sonntag gestoppt. Wem der mit 68 Metern Länge relativ kleine Öltanker gehört, ist unklar.

Die Straße von Hormus zählt zu den wichtigsten Schifffahrtsrouten weltweit und spielt eine entscheidende Rolle im Konflikt zwischen den USA und dem Iran. Fast ein Drittel des globalen Ölexports wird durch die Meerenge verschifft. Im vergangenen Jahr hatte Irans Präsident Hassan Rohani mit einer Blockade gedroht.

Inmitten der verschärften Spannungen berichtete der britische "Guardian" am Donnerstag, der iranische Außenminister habe in Aussicht gestellt, striktere Kontrollen des iranischen Atomprogramms zuzulassen. Im Gegenzug wolle der Iran laut Zarif eine Aufhebung von US-Sanktionen.

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Trump sagte vor Journalisten, der Druck auf Teheran habe Wirkung gezeigt und die Verhandlungsbereitschaft der iranischen Führung wachsen lassen. "Alles, was wir wollen, ist ein fairer Deal." Das mit dem Iran ausgehandelte internationale Atomabkommen sei ein "schlechter Deal" gewesen. "Wir können schnell etwas machen, oder wir können uns Zeit lassen", sagte Trump. "Ich habe keine Eile." (red, APA, 19.7.2019)