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Herkömmliche Stents werden bei Kindern und Jugendlichen irgendwann zu klein und müssen aufwendig nachgedehnt werden.

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Verengen sich die Herzkranzgefäße, steigt das Risiko für einen Herzinfarkt rapide an. Das Einsetzen eines Stents zählt hier zu den Standardbehandlungen. Betroffene müssen dann meist dauerhaft Medikamente nehmen, um Thrombosen und Gefäßverschlüssen vorzubeugen.

Bereits seit einigen Jahren setzt die Forschung vermehrt auf biologisch abbaubare "Bio-Stents". Im Gegensatz zu herkömmlichen Stents, etwa aus Cobalt-Chrom, lösen sie sich nach einer gewissen Zeit von selbst auf. Dadurch verbleibt kein Fremdkörper im Gefäß, was der Gefäßwand die Chance gibt, sich selbst zu regenerieren.

Neues Material

Beim Einsatz von Stents aus den bisher verwendeten Materialien können jedoch teilweise Komplikationen entstehen. Neben der Gefahr von Blutgerinnseln und erhöhtem Herzinfarktrisiko bei manchen Bio-Stents, kann es auch zu Abstoßungsreaktionen kommen: das Immunsystem identifiziert den Stent als körperfremd und versucht ihn loszuwerden.

Deutsche Forscher wollen nun den Einsatz eines neuartigen Bio-Stents testen: durch die Anwendung eines Zinkdrahtgeflechts soll es bei Kindern und Erwachsenen zu weniger Abstoßungsreaktionen kommen. Entwickelt wird der Zink-Stent von einem Team von Ärztinnen, Ärzten, Ingenieuren und Forschern des Universitäts-Herzzentrums Freiburg, Bad Krozingen (UHZ).

Kein Fremdkörper

Zink wurde deshalb als Material ausgewählt, weil es auch natürlich im Körper vorkommt und dementsprechend nicht als Fremdkörper erkannt wird. Mit der Zeit wird das Spurenelement dann vom Körper aufgenommen, also resorbiert. Durch das Material ist der Stent außerdem besser sichtbar, wächst schneller in die Gefäßwand ein als ein herkömmliches Modell und ist innerhalb von zwei Jahren vollständig abgebaut. Dadurch könnte eine dauerhafte Medikamenteneinnahme überflüssig werden.

"Zink wird als Spurenelement vom Körper gebraucht und nicht als Fremdkörper wahrgenommen. Deshalb dürfte die Abstoßungsreaktion des Körpers – und damit die Komplikationsrate – deutlich geringer sein als bei herkömmlichen Stents", sagt der Leiter der klinischen Studie, Christoph Hehrlein, Oberarzt an der Klinik für Kardiologie und Angiologie des UHZ. Der Zink-Stent soll in Zukunft in klinischen Machbarkeitsstudien getestet werden.

Kinder und Jugendliche profitieren

Speziell für Kinder und Jugendliche mit Gefäßproblemen könnten die neu entwickelten Zink-Stents ein großer Fortschritt sein. Da sich diese Patienten-Gruppe noch im Wachstum befindet – und somit auch die Gefäße mitwachsen – sind die klassischen Implantate, die sich nicht selbst abbauen, irgendwann zu klein.

Die Stents müssen dann stationär und unter Röntgen-Durchleuchtung nachgedehnt werden. Dieser Prozess ist sehr aufwendig und könnte durch die biologisch abbaubare Variante überflüssig werden. "Da sich die neuen Stents im Laufe der Zeit vollständig zersetzen, behindern sie das Wachstum der Gefäße nicht. Dadurch bleibt den Kindern im besten Fall ein weiterer Eingriff erspart", so Hehrlein. (red, 22.7.2019)