Schwarz soll sie sein, die Unterhose des Retzer Bürgermeisters. War sie aber nicht. Jetzt droht ihm Ungemach

Foto: Hans/Björn Borg

Retz – Zwischen SPÖ und ÖVP ist ein Streit um Sexismusvorwürfe gegen den Bürgermeister von Retz entbrannt. SPÖ-Stadträtin Elisabeth Germann beschuldigte Helmut Koch (ÖVP) in einem offenen Brief, bei einem Termin die Hose geöffnet zu haben, bis seine Unterhose zu sehen war. Koch bestritt dies. VP-Niederösterreich-Geschäftsführer Bernhard Ebner forderte die SP Niederösterreich auf, "ihre Vorwürfe zurückzunehmen".

Vorwurf: Unterhose war sichtbar

Germann berichtete in dem offenen Brief von einem Termin am 18. Juli: "Auf die Frage der Direktorin, ob jemand Kaffee möchte, hat Bürgermeister Koch geantwortet, selbstverständlich schwarz, er sei schwarz bis ins Innerste, er habe sogar schwarzes Blut und schwarze Unterhosen an. Dann hat er die Hose geöffnet, bis seine Unterhose sichtbar war, und gesagt, ach, schau, heute ist sie gestreift."

In Richtung ÖVP-Landesparteichefin und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner hielt Germann fest: "Ich appelliere an Sie als Frau, sich eindeutig zu distanzieren und solche Umgangsformen in Ihrer Partei nicht zu akzeptieren."

Parteiausschluss gefordert

Die Stadträtin forderte "im Sinne eines fairen politischen Wettbewerbs, der politischen Kultur in Niederösterreich und in Österreich", die Konsequenzen zu ziehen und Koch aus der Volkspartei auszuschließen. "ÖVP-Bürgermeister Koch hat mir gegenüber die Grenzen des guten Anstands weit überschritten", schrieb Germann.

Die SPÖ Niederösterreich erwarte eine Stellungnahme von Mikl-Leitner und den Rücktritt des Stadtchefs, hieß es in einer Aussendung am Freitag.

Keine sexuelle Belästigung

Sie spreche "bewusst nicht von sexueller Belästigung", aber "von Ungeheuerlichkeiten und sexistischen Umgangsformen, die für niemanden und schon gar nicht eines Politikers würdig sind", so Germann. SPÖ-Landesgeschäftsführer Wolfgang Kocevar teilte mit: "Ein derartiges Verhalten ist ungeheuerlich und ein gesellschaftlicher Rückschritt in einer Zeit, in der sich Frauen und Männer als gleichberechtigt begegnen sollten. Dazu gehört für mich auch ein respektvoller Umgang – erst recht in der Politik, die eine Vorbildfunktion einnehmen sollte."

"Ich habe vielleicht einen flapsigen Spruch getätigt, aber sicher kein unrechtes Verhalten gesetzt. Ich habe meine Hose nicht geöffnet, das lasse ich mir von niemandem unterstellen. In dieser Frage bin ich auch bereit, meine Unschuld vor Gericht zu verteidigen", betonte Bürgermeister Koch in einer Stellungnahme.

ÖVP-Landesgeschäftsführer Ebner teilte mit: "Wer jemandem zu Unrecht sexistisches Verhalten unterstellt, erfüllt den Tatbestand der Kreditschädigung und der üblen Nachrede. Ich kann die SPÖ Niederösterreich nur auffordern, ihre Vorwürfe zurückzunehmen."

Direktorin will nichts bemerkt haben

Die Volksschuldirektorin selbst erklärt, von dem Vorfall nichts bemerkt zu haben. "Die Besprechung war harmonisch wie sonst auch immer. Ich habe den Kaffee gemacht. Mir ist nichts aufgefallen", wurde Susanne Zlöbl von der "Krone" zitiert. (APA, 19.7.2019)