Es hat etwas von einem absurden Theaterstück: In der Meerenge von Hormus, einem der globalen strategischen Hotspots schlechthin, verschwindet ein Schiff und taucht zwei Tage später als durch den Iran beschlagnahmt wieder auf. Die USA, die nach Aussage ihres Präsidenten vor einigen Wochen quasi schon die Airforce in der Luft hatten, um eine vom Iran abgeschossene Drohne zu rächen, schießen daraufhin ihrerseits, wieder laut Donald Trump, eine iranische Drohne ab, die einem ihrer Schiffe zu nahe gekommen sein soll. Eine technisch nicht sehr bedeutende Drohne, nicht zu vergleichen mit jener, die die USA verloren haben: Aber Teheran will von dem Drohnenabschuss ohnehin nichts gehört haben.

Die Mannschaft des US-Marineschiffs USS Boxer zerstörte nach Angaben von US-Präsident Donald Trump eine iranische Drohne.
Foto: APA/AFP/US NAVY/CRAIG Z. RODARTE

Die Iraner, durch die wirtschaftlichen Folgen von Trumps Ausstieg aus dem Atomdeal in Bedrängnis, haben vor Wochen mit diesem Spiel angefangen: Seht her, wenn ihr uns fertigmachen wollt, so hat das seinen Preis für alle in der Region. Bisher waren die Provokationen Jerrys eher so, dass Kater Tom dann doch nicht zum Bihänder gegriffen hat. Er tobt und droht, schreckt aber davor zurück, vollends in die Eskalationsspirale einzusteigen. Ohne jede Sympathie für die Maus, die in der am Golf gespielten Version weder harmlos noch im Recht ist: Aber der polternde Tom sieht nicht wie einer aus, der einen guten Plan gegen Jerrys Ränke hat.

Amerikanisch-iranische Deeskalationsschiene

Ungefähr zehntausend Kilometer weit entfernt, in New York, läuft das diplomatische Pendant zu "Tom und Jerry am Golf": Der von den USA durch ein äußerst restriktives Visum für seinen Uno-Besuch gedemütigte iranische Außenminister Mohammed Javad Zarif hält frohgemut Hof und zeigt sich ansatzweise konziliant. Natürlich nur, wenn denn die USA ebenfalls bereit sind, sich konziliant zu zeigen. Sind sie nicht. Oder doch? Zumindest sieht es ganz danach aus, als ob Zarifs New-York-Besuch, vordergründig bei einer Uno-Konferenz, dazu genützt würde, auszuloten, ob eine amerikanisch-iranische Deeskalationsschiene eingerichtet werden kann.

Noch ist alles sehr vage: Eine Meldung, dass die Iraner bereit seien, über ihr Raketenprogramm zu verhandeln, hat Zarif wieder dementiert. Und sein Angebot, dass das iranische Parlament das "Additional Protocol" jetzt ratifiziert – und nicht erst, wie vorgesehen, beim Auslaufen des Atomdeals –, ist an ein Entgegenkommen der USA geknüpft.

Aber zum ersten Mal überhaupt werden konkrete Probleme angesprochen: Das "Additional Protocol", das der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) weitgehende Kontrollrechte in einem Land gibt, wird zwar jetzt schon vom Iran akzeptiert und angewandt. Aber mit einer Ratifizierung würde aus einer freiwilligen Vorleistung – das ist die iranische Sicht auf den Atomdeal – eine internationale vertragliche Verpflichtung. Donald Trumps deklariertes Ziel seiner Politik des "maximalen Drucks" ist zu verhindern, dass der Iran Atomwaffen bekommt. Wenn das ernst gemeint ist, müsste man jetzt in Washington aufhorchen. (Gudrun Harrer, 19.7.2019)