Die Deutsche Bank verliert keine Zeit. Manche Mitarbeiter mussten gleich nach Bekanntgabe der Radikalkur gehen.

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Wachsend, effizient und profitabel, mit einem Vorsteuergewinn von mindestens sechs Milliarden Euro: Nach der strategischen Kehrtwende der Deutschen Bank, die 18.000 Jobs kosten wird, hat Bankchef Christian Sewing dieses Ziel für das Jahr 2022 ausgegeben. Auf dem Weg dorthin wird das deutsche Geldhaus wohl noch so einige unerfreuliche Bilanzen vorlegen müssen – wenn es überhaupt klappt, denn der Radikalumbau des Instituts kostet zunächst einmal viel Geld.

Gebühren und Zinsen

Sewing stellte nicht zuletzt auch deswegen Überlegungen an, die den Kunden möglicherweise nicht schmecken. Angesichts der niedrigen Zinsen müssten die Banken immer mehr darauf achten, "alle Leistungen angemessen zu bepreisen", sagte er im Interview mit dem deutschen Handelsblatt. Man könnte das Niedrigzinsumfeld nicht nur mit Kostensenkung auffangen. Das Thema beschäftigt allerdings nicht nur das größte deutsche Geldhaus. Sewing rechnet damit, dass einige Institute sich von Gratisangeboten verabschieden. Andere dürften an der Gebührenschraube drehen – auch um das Tabuthema Strafzinsen für Privatkunden, das auch rechtlich umstritten ist, zu vermeiden.

Die Debatte darüber flammte in Deutschland wieder auf, weil die Volks- und Raiffeisenbanken nicht ausschlossen, dass deutsche Kreditinstitute künftig auch im klassischen Privatkundengeschäft Strafzinsen – also nicht nur für große Vermögen – berechnen. Hintergrund der Diskussion ist, dass das Zinsniveau in der Eurozone noch lange niedrig bleiben dürfte. Die meisten Experten gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) diesen Donnerstag den Einlagenzins von minus 0,4 Prozent auf minus 0,5 Prozent senken wird.

Der Bankenbranche macht die Politik der EZB schon jetzt kräftig zu schaffen. Die Banken müssen seit Jahren Strafzinsen zahlen, wenn sie ihr Geld bei der EZB parken, anstatt es zu verleihen.

Strafzinsen

Im vergangenen Jahr haben deutsche Geldhäuser laut einem Bericht der Rheinischen Post rund 2,4 Milliarden Euro an Strafzinsen auf ihre bei der Deutschen Bundesbank gehaltenen Einlagen bezahlt. Das geht laut dem Bericht aus der Antwort des deutschen Finanzministeriums auf eine "kleine Anfrage" der FDP-Fraktion hervor. Alle im Euroraum ansässigen Banken zusammen leisteten demnach Zinszahlungen von sage und schreibe rund 7,5 Milliarden Euro, weil die EZB ihnen negative Zinsen auf ihre im Eurosystem der Notenbanken gehaltenen Einlagen in Rechnung stellte. Diesen Belastungen stünden allerdings auch Zinserträge "aus der zum Großteil zu negativen Zinssätzen aufgenommenen Liquidität", heißt es in der Antwort.

Für die Deutsche Bank ist dies aber ohnehin nur eine der vielen Baustellen. Bankchef Sewing will die Kosten des größten deutschen Instituts um Milliarden drücken. Die Kosten für den Umbau in Höhe von rund 7,4 Milliarden Euro will die Bank aus eigener Kraft stemmen. Der Großteil der Lasten fällt im laufenden Geschäftsjahr an.

Milliardenverlust

Am Mittwoch legt die Bank ihre Quartalszahlen vor. Grund zur Freude gibt es nicht. Darauf stellte das Institut seine Aktionäre bereits im Vorfeld ein. Auf Grundlage vorläufiger Zahlen rechnet die Bank einschließlich der Belastungen für den Konzernumbau für die Monate April, Mai und Juni mit einem Verlust von etwa 500 Millionen Euro vor Steuern und 2,8 Milliarden Euro nach Steuern.

Auch im Gesamtjahr 2019 dürfte sich die Lage wenig rosig darstellen. Nicht nur die Bank selbst stellt sich auf tiefrote Zahlen ein. Die Analysten der Ratingagentur Moody's erwarten für 2019 einen Verlust von zwei Milliarden Euro. (dpa, rebu, 22.7.2019)