Klick-Farmen sind wahre Smartphone-Paradiese.

Foto: APA/dpa/Lino Mirgeler

Ein iPhone reiht sich ans andere. Was wie ein Paradies für Apple-Jünger aussieht, entpuppt sich aber als sogenannte Click Farm in China. Dabei werden sämtliche Smartphones so programmiert, dass sie im App Store nach Apps suchen, drauf klicken, sie downloaden und sogar eine positive Bewertung hinterlassen. Damit sollen App Store Rankings manipuliert werden. Kurzum: Hier wird systematisch betrogen, wie "Yahoo" berichtet.

Anteil am großen Kuchen

Dieser Betrug hat natürlich einen praktischen Hintergrund. Der Markt in China ist riesig. Über 800 Millionen Einwohner nutzen ein Smartphone. Der Online-Werbemarkt generiert 50 Milliarden US-Dollar. Hierbei wollen freilich die App-Entwickler mitschneiden. Die Rechnung ist dabei einfach: Je sichtbarer ihr Produkt im App Store ist, desto mehr User klicken drauf und desto mehr Geld verdienen sie. Vor allem für Gaming Apps sind sogenannte "Klickfarmen" reizvoll, weil User eher die Top Games ausprobieren. Für kostenpflichtige Apps ergibt ein höheres Ranking eine schnellere Einnahmequelle.

TODAY

Ausstattung kostet

Alles Gründe, um Deals mit solchen Klickfarmen abzuschließen. Billig sind diese aber ganz und gar nicht. So ein Eingriff in die App Store Optimization (ASO) kostet durchaus Geld. Grundlage der Klickfarmen sind einmal die hunderten iPhones. Zwar meist gebraucht, aber die schiere Menge ist der Faktor. Dazu gehören auch Apple-IDs. Denn der Algorithmus im Store verleiht jenen IDs mehr Gewicht, die bereits länger existieren. Ein neuer Account wird geringer gewichtet. Dazu gesellt sich die nötige Software, um sich überhaupt ins App Store System zu hacken.

WeChat-Gruppen

Letzterer Schritt birgt freilich Risiko, erwischt zu werden. Zudem verändert Apple laufend den Algorithmus, womit sich auch die Klickfarmen wieder anpassen müssen. 2016 hat Apple etwa Downloads stärker gewichtet. Seither setzen Click Farmen nicht nur auf programmierte Smartphones, sondern gleich auf Menschen.

WeChat, sozusagen die chinesische Version vom Chatdienst WhatsApp, dient dazu als Vermittler. In Gruppenchats werden dafür bereitwillige Komplizen gesammelt, die gegen Geld die gewünschten Apps downloaden und positiv bewerten. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass sie von App Stores eher als organischer Traffic wahrgenommen und damit weniger wahrscheinlich geblockt wird.

Chinesische Staatsmedien berichteten bereits 2018 der "South China Morning Post", dass 90 Prozent der Views von beliebten Shows auf Video-Seiten Fake seien. (red, 22.7.2019)