Jens Weidmann, Präsident der deutschen Bundesbank.

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Aufseher und Währungshüter sollten aus Sicht der Deutschen Bundesbank die Facebook-Pläne zur Einführung einer eigenen Digitalwährung sorgfältig unter die Lupe nehmen. Zwar müssten Neuerungen, die für mehr Wohlstand sorgen und Kosten im Zahlungsverkehr senken könnten, ermöglicht werden, teilte sie in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht mit.

"Jedoch dürfen wichtige Ziele wie die Geldwertstabilität, die Finanzstabilität und die Sicherheit des Zahlungsverkehrs nicht kompromittiert werden." Auch müsse der Wettbewerb im europäischen Zahlungsverkehrsmarkt sichergestellt bleiben. Facebook hatte angekündigt, 2020 eigenes Digitalgeld mit dem Namen Libra einführen zu wollen. Die G-7-Staaten hatten vergangene Woche bei ihrem Finanzminister-Treffen ernste Bedenken geäußert.

Viele Unklarheiten

Nach Einschätzung der Bundesbank könnte es sich spürbar auf das Finanzsystem und die Notenbanken auswirken, sollten solche wertstabilen Kryptowährungen mit großer Reichweite schnell eine starke Position im Zahlungsverkehr gewinnen. Aktuell sei aber noch unklar, ob und wie umfangreich derartiges Digitalgeld künftig als Zahlungsmittel genutzt werde. Anders als die Cyberdevise Bitcoin soll Libra an einen Korb von Währungen gekoppelt werden. Damit soll das digitale Facebook-Geld weniger schwankungsanfällig sein.

Skepsis

Die Diskussionen um solche sogenannten "stablecoins" hatten zuletzt auch die Frage aufkommen lassen, ob Notenbanken nicht eigenes digitales Zentralbankgeld ausgeben sollten. Die Bundesbank ist hier weiterhin skeptisch. Aus heutiger Perspektive sei dafür keine Notwendigkeit erkennbar, heißt es im Monatsbericht.

Facebooks Pläne für eine eigene Kryptowährung sind umstritten. Aufseher und Finanzregulierer befürchten unter anderem, dass Libra zur Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung genutzt werden könnte. Sie wollen zudem wissen, welche Sicherheitsnetze Facebook und die anderen Mitglieder des Libra-Konsortiums in Anschlag bringen, um auch einem möglichen Ansturm auf die Reserven widerstehen zu können. (APA/Reuters, 22.7.2019)