Gareth Bale kann gehen.

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Madrid – Dass die Liebe zwischen Gareth Bale und Real Madrid erloschen ist, ließ sich schon im Mai erahnen. Wenn die Königlichen ihn vom Hofe jagen wollten, müssten sie ihm schon 17 Millionen Euro für jedes seiner drei ausstehenden Vertragsjahre bezahlen, soll der Waliser damals zu seinen Teamkollegen gesagt haben: "Sonst bleibe ich. Und wenn ich Golf spielen muss."

Bale ist verrückt nach Golf. Teamintern hört er auf den Spitznamen "El golfista" (Der Golfer), an seinem Landsitz zu Hause in Wales ließ er drei berühmte Löcher der Golfwelt nachbauen. Dennoch dürfte der 30-Jährige in der näheren Zukunft weiter dem Fußball hinterherjagen – aber nicht in Madrid. Nach den Aussagen von Trainer Zinedine Zidane vom Wochenende ist klar, dass der Mann, der gleich zwei Champions-League-Finals entschied, Real verlassen muss. Sein Weg dürfte ihn nach China führen.

"Gareth Sale"

"Wenn Bale morgen schon gehen kann, umso besser", sagte Zidane nach dem 1:3 im Testspiel gegen Bayern München in Houston. Bale saß dort auf der Tribüne, unweit seines einstigen Förderers Florentino Perez. Der Real-Boss hatte den Offensivspieler 2013 für die damalige Weltrekordsumme von 100,76 Millionen Euro von Tottenham Hotspur geholt. Bale sollte an der Seite von Cristiano Ronaldo eine neue Ära der "Galaktischen" prägen.

Gleich in seiner ersten Saison brachte er Real mit seinem Führungstreffer in der Verlängerung des Königsklassen-Finals gegen Stadtrivale Atletico auf die Siegerstraße, noch 2018 erledigte er Liverpool im Endspiel per spektakulärem Doppelpack. Doch in der vergangenen Saison scheiterte Perez' Plan, Bale könnte den abgewanderten Ronaldo ersetzen. Jetzt, sagte Zidane, bereite Real "seinen Abgang vor". Es liefen bereits Gespräche mit einem Interessenten.

"Richtung China", titelte Real-Hausblatt Marca am Montag, AS wortspielte: "Gareth Sale" (englisch: Verkauf, spanisch: raus- oder weggehen). Nachdem Madrid ein Angebot von Shanghai Shenhua abgelehnt habe, seien noch Beijing Guoan und Jiangsu Suning im Rennen. Zuvor soll Real den Profi erfolglos Bayern München, Manchester United, Paris St. Germain (für Neymar plus 90 Millionen Euro), Inter Mailand und Tottenham angeboten haben.

Kein Respekt?

In China soll Bale zum bestbezahlten Spieler der Super League werden. Sein Berater Jonathan Barnett betonte, er arbeite aktuell an einem Transfer – und beschimpfte Zidane. "Eine Schande", sei der Coach, sagte er der Nachrichtenagentur AFP, "er zeigt keinen Respekt gegenüber einem Spieler, der so viel für Real Madrid gegeben hat". 231 Pflichtspiele mit 102 Toren, 14 Titel, darunter vier Mal die Champions League: eine starke Bilanz. Dem stehen jedoch viele Verletzungen und zunehmende Lustlosigkeit gegenüber.

"Ich persönlich habe nichts gegen Bale, aber die Zeit ist reif", sagte Zidane, der angeblich den Weg für Paul Pogba freimachen möchte, "der Wechsel wird allen guttun." Dass Bale gehen müsse, sei alleine seine Entscheidung, ergänzte er. Barnett hielt in AS dagegen: "Wenn Gareth geht, dann, weil er es will – nicht, weil ihn Zidane oder Real dazu drängt." Golfplätze gibt es auch in Peking. (sid, 22.7.2019)